Duisburg. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg.

Das muss man den Duisburgern lassen: Lange gefackelt haben sie wirklich nicht, als 2005 die Zinkhütte in Wanheim-Angerhausen Konkurs anmeldete. 100 Jahre Zink aus Duisburg – das waren mal weit über tausend Arbeitsplätze, das waren aber auch Luftverpestung, Bodenund Wasservergiftung.

Bevor die MHD (Metallhütte AG Duisburg) endgültig den Bach runter ging, wurden noch mal eben 45 Mio Euro vernichtet. Wofür die in schneller Folge wechselnden Eigentümer und Geschäftsführer der MHD nicht einmal drei Jahre brauchten. Als die Heuschrecken satt waren und Duisburg verließen, war nicht nur viel Geld sondern auch viel Erde verbrannt: kontaminiert mit Schadstoffen aller Art und giftigen Trümmern.

Benannt nach einem Heimatforscher

Während andere Kommunen nach solchen „Schicksals“-Schlägen in jahrelanger Schockstarre verharren, wurde in Wanheim ruckzuck ausgemistet. Direkt am Rheinufer wuchs der zweite Logport, aus der kontaminierten ehemaligen Werksdeponie der Zinkhütte wurde mit Bodenaushub, Neuanschüttung, Folienabdichtung, Isolierung und einer ordentlichen Schicht Mutterboden ein nach heutigem Stand der Technik unschädliches Gelände mit sparsamer Begrünung.

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Drei Jahre nach dem Hüttencrash war die Anhöhe soweit fertig, dass man sie der industriegeplagten Bevölkerung von Wanheim als rundum durchsaniertes Erholungsgebiet vor der Haustür übergeben konnte. Vorbildlich mit asphaltierten Wegen erschlossen und angebunden an den Grünzug Biegerhof-West längs des teilweise renaturierten Angerbachs.

Und genauso schnell wie das ganze Projekt realisiert wurde, gab‘s auch einen Namen für den ca. 66 Meter hohen Hügel inmitten des neu geschaffenen Angerparks: Heinrich- Hildebrand-Höhe, benannt nach dem erst wenige Monate zuvor verstorbenen Heimatforscher dieses Stadtteils.

"Tiger & Turtle - Magic Mountain"

Zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres präsentiert sich die Heinrich-Hildebrand-Höhe oben rum noch nackt und kann nur mit einem passablen Ausblick locken. Doch bevor sich das Jahr 2010 dem Ende neigt, wird on Top eine der spektakulärsten Haldeninstallationen des Ruhrgebiets stehen: „Tiger & Turtle – Magic Mountain“ heißt das von Heike Mutter und Ulrich Genth ersonnene Metallgerüst, das absolut nicht an einen Tiger oder eine Schildkröte erinnert, wie der Name vermuten lässt.

Die Installation sieht aus wie eine abgedrehte Achterbahn, auf der nichts fährt. Anfassen und Betreten ist jedoch ausdrücklich erwünscht. Das, was rasant und dynamisch wirkt (= Tiger), kann also zu Fuß, ganz langsam (= Schildkröte) erkundet werden. So bekommen Berg, Plastik und Name ihren übergeordneten Sinn. Und das Ruhrgebiet für Vorbeireisende auf dem Rhein ein weiteres Wahrzeichen neben Rheinorange und dem Geleucht auf der Halde Rheinpreußen.