Eine Gaststätte von altem Schrot und Korn, wie sie auch im Ruhrgebiet inzwischen selten geworden ist. Im Reichsadler von Wilhelmine Mißmahl in Duisburg-Rheinhausen – gut zehn Minuten mit dem Auto vom Landschaftspark entfernt – weiß man noch nichts von neumodischem Häckmäck wie Event-Gastronomie, hier wird einfach bewirtet wie zu Großmutters Zeiten: ehrlich, geradeheraus und extrem preiswert.

Man tritt ein und ist beeindruckt: Eine schöne hölzerne Schwingtür als Windfang, ein großer Saal mit robusten alten Tischen, dafür ohne künstliche Trennwände und nur wenig Deko-Firlefanz, eine wuchtige Jugendstil-Theke, und an der Wand die Sparkassen-Vorrichtung, die früher in keiner Ruhrgebiets-Kneipe fehlen durfte. Wie schön doch so ein eigentlich stinknormales Gasthaus sein kann, das schlicht ein paar Modeerscheinungen der vergangenen Jahrzehnte ignorierte.

Die Karte offeriert deutsche Standards wie Schnitzel und Hackbraten zum absoluten Sozialtarif. Das Publikum ist angenehm gemischt. Da finden sich vorlaute Zecher-Runden ebenso wie Edelproletarier mit Gattin und Krupp- Zusatzrente, schließlich jene schwermütigen Zeitgenossen, denen man ansieht, dass es ihnen woanders zu teuer ist. Ein Revier-Soziogramm auf kleinstem Raum – sehenswert!

  • Zum Reichsadler /// Atroper Straße 63 /// 47226 Duisburg-Rheinhausen Tel.: 02065.74250 Web: www.reichsadler-rheinhausen.de /// Öffnungszeiten: täglich von 10.00 Uhr bis zum Schluss, kein Ruhetag.