Duisburg. .

„Wir wollen zwischen Bundeswehr und Bürgern vermitteln und für ein besseres Verständnis werben.“ So bringt Feldwebel Manfred Waxmann das wichtigste Anliegen der Reservistenkameradschaft Duisburg Nord auf den Punkt. Seit der Gründung ihres Verbands 1977 versuchen die Reservisten schon, die Bürger mit Informationen und Gesprächen aus der Reserve zu locken. Am Wochenende gab es wieder Gelegenheit dazu, suchten Soldaten und Zivilisten wieder den Kontakt zueinander beim Bunkerfest 2012 im Norden Fahrns: auf der grünen Wiese gleich hinterm Bunker mitten in der Wohnsiedlung Am Spennskamp. Das Ergebnis: „Mission erfüllt“. Der Dialog kam zustande.

Rund 180 Mitglieder zählt die Reservistenkameradschaft Duisburg Nord: Alle Mannschaftsdienstgrade - gestandene Majore, Hauptleute, Leutnants, (Stabs-)feldwebel, Offiziere, Gefreite und sogar ein Oberst aus Marine, Heer und Luftwaffe – 175 Männer und fünf Frauen aus allen Stadtteilen Duisburgs und den Nachbarstädten. Besonders die Jüngeren nehmen regelmäßig an Schieß- und Wehrübungen teil, vor allem in Emmerich und im Stommelner Busch bei Köln. Die Einsätze dauern je nach Rang zwischen zwölf Tagen und drei Monaten. „Maximal 30 Reservisten unserer Kameradschaft werden zu Wehrübungen in einem bestimmten Truppenteil beordert. Die Älteren nehmen an kürzeren Übungen, den sogenannten Veranstaltungen des Reservistenbandes teil“, so Stabsfeldwebel Raymond Ott (59), Vorsitzender der Kameradschaft. „Bis 2002 mussten Arbeitgeber die Reservisten für mindestens sechs Wochen freistellen. Heute können sie die Freistellung ihrer Mitarbeiter für Wehrübungen in dieser Frist widerrufen.“

Das Vereinsheim der Duisburger Reservisten ist ein 1943 von französischen Kriegsgefangenen erbauter Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Bunker gehört heute der Gebag. Raymond Ott hat ihn für rund 60 Euro pro Monat im Namen der Duisburger Reservisten gemietet. Hier trifft sich der harte Kern der halbstaatlichen Organisation, die auch von Steuergeldern mitfinanziert wird, zu Besprechungen und Weiterbildungen im wöchentlichen Turnus jeden Dienstag.

„In den 70er Jahren gab es in Duisburg fünf Reservistenkameradschaften“, berichtet Pressesprecher Manfred Waxmann (59). „Jeweils eine im Norden, im Süden und im Westen, zwei in Stadtmitte. Nach und nach sind alle Verbände in unserer Kameradschaft hier im Norden aufgegangen. Mit rund 180 Mitgliedern sind wir eine der größten Kameradschaften am Niederrhein“, berichtet Waxmann nicht ohne Stolz. „Die meisten Reservistenverbände haben zwischen 40 und 60 Mitglieder.“ Wie in allen Vereinen gibt es aktive und passive Mitglieder. Auch Zivilisten können einer Kameradschaft beitreten, als Förderer. Waxmann: „Man muss nicht in der Bundeswehr gewesen sein.“ Aber nur Gediente dürfen auch eine Uniform tragen.

Wie informiert die Duisburger Reservisten die Bevölkerung über die Bundeswehr und ihre Aufgaben? „Die Öffentlichkeitsarbeit ist unsere Hauptaufgabe, wir haben sie seit sechs Jahren intensiviert. Wir feiern hier mit der Bevölkerung seit vier Jahren unser Sommerfest. Wir gehen in Betriebe und Unternehmen. Wir nehmen z. B. seit vier Jahren an Stadtteil- oder Sommerfesten in Walsum und Meiderich teil. Diese Kontakte haben sich gut entwickelt. Dort besteht ein großes Interesse an der Bundeswehr.“ Das ist nicht selbstverständlich: „Der Kontakt der Bundeswehr zur Gesellschaft ist noch immer nicht so gut entwickelt wie er sein sollte, zumindest in Duisburg.“ Das Verhältnis zu Soldaten und Reservisten sei vielerorts noch immer reserviert bis distanziert, „aber nicht feindlich“. „Das war in Duisburg immer schon so – leider“, bedauert Stabsfeldwebel Ott, Gründungsmitglied der Kameradschaft.

Auslandseinsatz umstritten

„Die Bundeswehr hat laut Verfassung und Grundgesetz den Auftrag, unser Land zu schützen und den Frieden zu erhalten“, betont Feldwebel Waxmann. „Das bedeutet aber auch, dass wir an Auslandseinsätzen wie in Afghanistan teilnehmen. Viele lehnen diese Einsätze ab. Wir meinen aber: Diese Einsätze müssen sein, denn Afghanistan ist eine Garküche des Terrors.“