Duisburg. .

Sie stehen vor dem Zaun und starren auf die Mauer. Kurz bevor sich die Loveparade-Katastrophe jährt, sind rund 700 Personen noch einmal den Weg durch den Tunnel gegangen, den auch die Opfer genommen haben. Angehörige, Nachbarn und alle, die die Tragödie aufarbeiten wollen, haben sich an diesem Wochenende noch einmal am Tunnel versammelt.

Sonntag. Tag drei der Mahnwache, die die Mitglieder der Initiative „Gegen das Vergessen Lopa 2010“ organisiert haben. Schweigend hängen sie ihren Gedanken nach. Vielen ist es ein Anliegen, diesen Ort noch einmal zu besuchen, bevor irgendwann die Bagger rollen und ein Möbelhaus auf dem Gelände errichtet wird.

„Ich habe diese Nacht nur drei Stunden geschlafen“, sagt Anita Bigdeli. Die Mutter erinnert sich: „Meine Kinder waren auf der Loveparade und ich bin wie ein Tiger zu Hause auf und ab gelaufen, weil ich sie nicht erreichen konnte.“ Diese Momente wird sie nie vergessen. Nun sitzt sie hier. Am Zelt haben die Mitglieder der Initiative zahlreiche Zeitungsartikel angebracht, die den Hergang schildern.

In einem Kondolenzbuch können die Besucher zudem ihre Gedanken notieren. „Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend durch das Dunkel unserer Trauer scheinen“, hat jemand geschrieben. Andere Einträge zeugen von der Wut, die die meisten beim Gedenken immer noch im Bauch haben: „Gier war noch nie ein guter Ratgeber.“ Eine andere Person hat einen Schutzengel gezeichnet. „Danke, dass du da warst“, steht daneben. Auch Eintragungen in anderen Sprachen finden sich im Kondolenzbuch. Die traurigen Texte versteht auch, wer die Sprache nicht beherrscht. Unter den Opfern waren auch Besucher aus dem Ausland.

Große Hilfsbereitschaft

„Wir wollen das Buch den Angehörigen übergeben und die sollen dann entscheiden, was damit passiert“, erklärt Anita Bigdeli und blättert in dem mit Rosen verzierten Kondolenzbuch. Auf das Titelblatt soll noch ein Foto von dem Tunnel geklebt werden.

Die Mutter erzählt von der großen Resonanz während der Mahnwache. „Wir können hier ja nix kochen, aber heute Morgen kamen ein paar Anwohner und haben uns frische Brötchen gebracht.“ Für viele Betroffene sei es schwierig, dass bald der Zaun rund um das Gelände abgebaut wird. „Dann ist alles wieder offen.“