Duisburg. .

Früher besuchte Sören Ellerik die „Tage der Ausbildung“ im Bildungszentrum von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKS) in Hamborn. Am Samstag führte der 19-jährige Auszubildende Besuchergruppen durch die Ausbildungsbörse an der Franz-Lenze-Straße. Rund 3000 junge Männer, Frauen und ihre Eltern informierten sich beim 35. „Tag der Ausbildung“ über die rund 30 Ausbildungsberufe bei Deutschlands größtem Stahlkocher.

Sören Ellerik absolviert eine Ausbildung als Verfahrensmechaniker Eisen- und Stahlmetallurgie/Stahlumformung im ersten Lehrjahr, ein dualer Ausbildungsgang. Der Kempener lernt bei TKS in Hamborn, im Stahlwerk und im Bildungszentrum. Gleichzeitig studiert er an der Uni Duisburg/Essen acht Semester „Steel Technology and Metal Forming“, einen internationalen Ingenieurs-Studiengang. Wenn er nicht im Bildungszentrum oder im Werk arbeitet, wird er freigestellt, besucht Seminare und Vorlesungen: „Ich bin mit dem Hochofen groß geworden. Mein Vater arbeitet seit knapp 40 Jahren als Betriebschef hier im Hamborner Werk. Hochöfen und flüssiges Roheisen waren schon immer meine Welt“, erzählt Sören.

„Der Verfahrensmechaniker ist ein Allrounder, arbeitet am Hochofen, im Leitstand, beim Abstich oder im Stahlwerk“, erklärt Sören. „Meine Hauptaufgabe ist, den Betriebsprozess im Hochofen oder an der Stranggussanlage zu überwachen und zu optimieren. Ich muss analysieren, wie die Anlage besonders kostengünstig und effizient gefahren werden kann.“ Ein Beispiel: „Ein Verfahrensmechaniker muss überwachen, wie viel Kohle und Koks in die jeweils rund 6000 Tonnen Roheisen der drei Hamborner Hochöfen eingeblasen wird.“

An der Uni lernt Sören Ellerik Eisenhüttenkunde, alle chemischen und physikalischen Prozesse im Hochofenbetrieb, Materialien und ihre Mischungen. Im Rahmen des Programms „Young Potentials“ wird er finanziell gefördert: „Ich werde hier zur Führungskraft ausgebildet.“ 128 solcher Verfahrensmechaniker beschäftigt TKS: Sie verbinden Kopf- und Handarbeit. Eins ist für Sören jetzt schon klar: „Ich bin stolz darauf, bei Thyssen zu arbeiten.“

Auf der TKS-Lehrstellenbörse stellten auch Marco Wyes (29) aus Essen und Michael Bauer (20) aus Duisburg, beide im zweiten Lehrjahr, ihren Ausbildungsberuf vor, den Werkstoffprüfer/Schwerpunkt Metalltechnik: „Das ist einer der interessanten Berufe bei TKS.“ Werkstoffprüfer sind für das Qualitätsmanagement des Stahls zuständig. „Wir untersuchen mit unseren Prüfmaschinen die verschiedenen Qualitätsstähle, ihre Fehler und deren Quellen.“ In Duisburg werden vor allem Brammen hergestellt. „Jede Charge ist anders zusammengesetzt, hat eine andere Legierung, ähnlich wie ein Kochrezept.“ Von TKS oder vom weiterführenden Unternehmen erhalten die Prüfer Marco und Michael meist zu jeder genormten Brammenprobe oder Bauteil ein Datenblatt oder Produktinformationen. „Unter dem Licht- oder unter Rasterelektronenmikroskop untersuchen wir dann exakt jede Probe, jedes Bauteil, den Aufbau und die Struktur des Stahls.“ Anschließend wird die Probe mechanisch geprüft und in eine Zugmaschine eingespannt. „Sie wird hier auseinandergezogen und reißt dann irgendwann. Daraus ermitteln wir den Materialkennwert der Stahlprobe, Zugspannung, obere und untere Streckgrenzen, Festigkeit.“ Diese Daten vergleichen die Prüfer dann mit Qualitätsstandards und Erfahrungswerten. „In den meisten Fällen lässt sich genau bestimmen, ob der Fehler im Hochofen oder auf der Walzstraße entstanden ist. Je genauer man ist, desto besser kann man die Produkte verkaufen.“