Duisburg. Eine Bus- und Bahnfahrt mit Hund kann für Herrchen und Vierbeiner zur echten Herausforderung werden. Mit Praxisübungen und Geheimtipps zeigt eine professionelle Hundetrainerin, wie die Fahrten im öffentlichen Nahverkehr zukünftig entspannt verlaufen können.
Angeleint und losgefahren: Ganz so leichtes Spiel haben Hund und Herrchen im öffentlichen Nahverkehr selten. Es gibt viel zu beachten und für die Vierbeiner viel zu entdecken.
Das sorgt mitunter für Gejaule und Gebell – das Interesse am ersten Hunde-Verkehrstraining der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) war entsprechend groß. Mit Praxisübungen und Geheimtipps zeigte eine professionelle Hundetrainerin erstmals, wie der beste Freund des Menschen eine angenehme Fahrt hat.
„Verkehrsunterricht“ steht auf der Anzeige der Linie 100, die auf dem DVG-Betriebshof an der Düsseldorfer Straße vorfährt. Das Gebell ist groß: Eine Straßenbahn betritt Hund schließlich nicht alle Tage. 20 Vierbeiner und ihre Herrchen steigen ein – das Training kann beginnen.
Selbstsicher auftreten
Los geht es mit der Theorie. Hundetrainerin Petra Peiniger erläutert schnell die wichtigsten Regeln für die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr: „Immer anleinen, als Letzter einsteigen, den Hund mit den eigenen Beinen vom Gang abschirmen.“ Und besonders wichtig: „Sie müssen selbstsicher auftreten. Ansonsten überträgt sich ihre Nervosität auf das Tier.“
So weit, so gut – doch was bei Hundetrainerin Peiniger so simpel klingt, ist in der Praxis bedeutend komplizierter. Schließlich hat jeder Hund seine eigenen Probleme mit Bus und Bahn. Pocket Beagle Lara etwa steigt in die Straßenbahn nur dann ein, wenn Frauchen Christel Cordes-Jäckel sie hineinträgt. „Das liegt daran, dass Lara zu klein ist“, vermutet Cordes-Jäckel. „Die Stufen sind zu hoch für sie.“
Trainerin Peiniger versucht es mit einem Trick: Sie lockt Lara mit einer Tube Hundeleberwurst auf die erste Stufe. Doch dort ist Schluss, weiter kommt die Beagle-Dame nicht. Fürs Erste hat Frauchen genug, die beiden werden es später noch einmal probieren. „Eigentlich ist Hundeleberwurst ein wahres Wundermittel“, verrät Petra Peiniger. „Das wirkt bei fast jedem Hund.“
Hundeleberwurst als Geheimtipp
Zum Beispiel bei Jacky. Als sich ein größerer Artgenosse nähert, kläfft er wie verrückt. „Er ist zu ungeduldig“, erklärt Herrchen Hans-Joachim Ruhrmann. „Das geht ihm alles nicht schnell genug.“ Kein Wunder – für Jacky ist Bahnfahren nichts Neues. Aber warum ist er dann zum Training gekommen? „Bisher ist Jacky immer mit meinem Lebensgefährten gefahren. Heute bin ich dran“, erzählt Ingrid Dickhoff.
Und die beiden schlagen sich gut. Schnell hat Jacky sich an die Situation gewöhnt, nur das Kläffen will er nicht lassen. Da kommt wieder Peinigers Geheimtipp ins Spiel: Die Hundeleberwurst. Selig leckt Jacky über die Öffnung der Tube, Bahn und Umgebung sind sofort vergessen. „Die brauchen wir unbedingt für zu Hause“, stellt Dickhoff fest.
Training dauert gut zwei Stunden
Herrchen Reiner Schinzel hält von Leckereien derweil weniger. „Klar, das muss auch mal sein, aber nicht zu oft“, sagt Schinzel. Seine vierjährige Mischlingshündin hat es sich auf dem Fußboden im Bus bequem gemacht und döst vor sich hin. „So lange sie liegen kann, ist das kein Problem. Aber generell ist Busfahren natürlich anstrengender für Hunde, weil sie die Bewegungen des Busses nicht wie wir vorausahnen können“, sagt Schinzel.
Christel Cordel-Jäckes und Pocket Beagle Lara unternehmen derweil einen letzten Versuch: Die Vierjährige soll endlich von selbst in die Bahn einsteigen. Etwas verunsichert nähert sich Lara den Trittstufen, doch dem Geruch der Leberwurst kann sie nicht widerstehen. Mit einem Satz springt sie auf die unterste Stufe, Frauchen und Trainerin helfen behutsam nach. Und siehe da – nun hat es auch Lara in die Bahn geschafft. Ein Erfolgserlebnis für Lara und ihre Halterin.
Gut zwei Stunden dauert das Training, dann haben Hund und Herrchen genug von Bus und Bahn. Hundetrainerin Petra Peiniger gibt den Teilnehmern noch wertvolle Tipps mit auf den Weg. „Vermeiden Sie alle Schockmomente für das Tier“, mahnt sie. „Und denken Sie daran, dass Sie auch Pflichten haben: Andere Fahrgäste dürfen sich nicht bedroht fühlen und die Sitze sind nicht für Hunde da.“ Eine gute Nachricht hat Peiniger am Ende auch noch parat: „Früher musste man für seinen Hund auch ein Ticket lösen. Innerhalb des VRR ist das jetzt umsonst.“