Duisburg. Duisburg ist Stahlstandort Nummer 1: Rund 24 000 Menschen (Fremdfirmen und Leiharbeiter eingerechnet noch ein Drittel mehr) arbeiten in den Duisburger Stahlunternehmen, die derzeit von der Krise massiv durchgerüttelt werden.

Die Folgen: Kurzarbeit von Nord bis Süd, stillgelegte Anlagen, einschneidende Umbaupläne für Unternehmen wie Thyssen-Krupp – und Belegschaften, die aus Sorge um ihre Arbeitsplätze auf die Barrikaden gehen. Wird Duisburg im Jahr 2020 noch Stahlstandort sein?

„Ja, natürlich”, ist die klare Antwort von Jürgen Dzudzek, 1. Bevollmächtigter der IG Metall: „Die Krise ist dramatisch, aber es ist keine hausgemachte Stahlkrise. Eine Einschränkung machte er allerdings mit Blick auf Thyssen-Krupp Steel. Deutschlands größtes Stahlunternehmen habe sich mit den milliardenschweren Werksneubauten in Brasilien und in den USA an „ein Stück weit überzogene Investitionen” gewagt und diese zudem „nicht professionell gehandhabt”.

Gut aufgestellt

Ansonsten aber seien die Duisburger Stahlunternehmen gut aufgestellt. Der Standort insgesamt lebe von der Verbindung der einzelnen Werke, von den Hochöfen bei Thyssen-Krupp, den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) und bei DK Recycling als „kompaktes Gerüst”. Dzudzek: „Alles andere hängt daran.” So beziehe etwa Arcelor-Mittal in Ruhrort – vertraglich bis 2027 gesichert – Roheisen von Thyssen-Krupp, und TSTG (Voest-Konzern) in Bruckhausen wiederum Vormaterial aus Ruhrort.

An der Planung für die neue Mittal-Drahtstraße und am Umzug von Hochfeld nach Ruhrort werde sich nichts ändern, meint Dzudzek. Allenfalls gebe es eine Verzögerung um ein paar Monate: „Da ist schließlich gutes Geld zu verdienen.”

Nicht durchdacht

Zunächst einmal steht bei der IG Metall aber der Widerstand gegen die Konzernumbaupläne des Thyssen-Krupp-Vorstandes auf der Tagesordnung. „Die vorgestellten Lösungen sind keine zukunftsorientierten, sind nicht hinreichend durchdacht”, warnt Dzudzek: „Man baut sich damit neue Fallen auf. So kann man ein Unternehmen nicht erfolgreich führen.” Die bisherige Struktur habe sich eigentlich bewährt, vor allem die Stahlsparte sei vor den weltweiten Konjunkturverwerfungen gut aufgestellt gewesen: „Die standen wunderbar da.”

Mit massiven Protesten will die Gewerkschaft fortfahren, wenn die Konzernführung bei ihrem Vorhaben bleibt. „Wir sind handlungsfähig”, sagte Dzudzek im Gespräch mit der WAZ: „Und wir können nicht nur auf die Straße gehen.” Neben öffentlichen Aktionen würden aber auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat auf eine andere Weichenstellung drängen.

Stets bekämpft

Zentrales Anliegen für die Arbeitnehmerseite ist in der Auseinandersetzung mit dem Thyssen-Krupp-Vorstand neben der Arbeitsplatz- und Einkommenssicherung die Zukunft der Montanmitbestimmung. „Es wird dran geknabbert”, beschreibt Dzudzek seinen Eindruck. Aber diese qualifizierte Form der Mitbestimmung sei von Anfang an bekämpft worden und müsse „immer wieder verteidigt werden”, was aber im europäischen Zusammenhang zunehmend schwieriger werde.

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