Duisburg. . Im Kosmos der Wörter, Sätze, Sprachen bewegt sich Barbara Köhler wie eine Forscherin in einer Landschaft: Sie beobachtet, entdeckt, vermisst, kartografiert. Ihre Texte sind alles andere als gemütliche Sofa-Lektüre. Sie können so anstrengend sein wie die Besteigung eines hohen Bergs, was untrainiert kaum gelingen kann. Ihre Texte fordern den Mut, sich einzulassen, sie zwei- oder dreimal zu versuchen. Anderes liest sich einfach und steckt voller schöner Überraschungen.

Im Kosmos der Wörter, Sätze, Sprachen bewegt sich Barbara Köhler wie eine Forscherin in einer Landschaft: Sie beobachtet, entdeckt, vermisst, kartografiert. Ihre Texte sind alles andere als gemütliche Sofa-Lektüre. Sie können so anstrengend sein wie die Besteigung eines hohen Bergs, was untrainiert kaum gelingen kann. Ihre Texte fordern den Mut, sich einzulassen, sie zwei- oder dreimal zu versuchen. Anderes liest sich einfach und steckt voller schöner Überraschungen.

Die Künstlerin und Lyrikerin Barbara Köhler, die 1959 in Burgstädt „bei Amerika in Sachsen“ geboren wurde und seit 1994 in Ruhrort lebt, hat am Donnerstagabend im Museum DKM ihr neues Buch vorgestellt, eine Textsammlung unter dem Titel „Neufundland“. Über die Insel vor Kanada schreibt sie einen Reisebericht, der ganz nüchterne und poetische Stellen hat. Barbara Köhler erfindet Wörter, die längst hätten erfunden werden können wie Anderswelt oder dortzuland. Sie kann sich über Namen wundern und Bedeutungen freilegen. Neufundland: „Es scheint kaum mehr als ein Name zu sein; der war eine Nachricht aus dem Jahr 1497 von Giovanni Caboto oder John Cabot, vor dem auch schon andere dort gewesen sein solln. Niemanden hat es an etwas erinnert, niemand hat sich was daraus gemacht: kein weiteres England, kein Nieuw-Zeeland, Eisland und Grünland nicht; keine Entdeckung von Vertrautem. Fundland, Neufundland, Augenblicksland, terra de prima vista: ein Findling im Anderswo, am fremden Ort, irgendwie fehl am Platz, unvorhergesehn; ein Land Fund mitten im Meer.“

Faszination der Namen

Namen können Barbara Köhler dazu bringen, Reiserouten nach ihnen zu planen oder über Orte zu schreiben. Entenfang: „Diesen Namen habe ich über Jahre am Bahnsteig 1 gesehen.“ Und dann ist die Wahl-Duisburgerin hingefahren und hat geschrieben unter dem Titel „Inseln, gelegentlich“: „Ein bisschen abgelegen, ein bisschen aus der Zeit gefallen – ein See, der eine Art Insel ist, mit dem komischen Namen Entenfang, dem kuriosen Anklang zwischen Ente und Anfang, ein Grenzfall zwischen zwei Städten, halb gebastelt und halb gewachsen, halb aufgegeben und doppelt angefangen: 1930 soll es zwei schmale Gewässer mit zwei Inseln gegeben haben, sagt eine alte Karte; in dieses Jahr fällt auch die Gründung des Anglervereins. Von den beiden zuständigen Stadtverwaltungen scheinbar glücklich vergessen, bei deren Bevölkerungen durchaus beliebt, geliebt auf eine ganz alltägliche Weise.“

Gar nicht alltäglich: Ihre Übersetzungen der Gedicht von Gertrude Stein oder Elizabeth Bishop oder das Erforschen von Homers Odyssee entlang der Worte des Originaltextes. Dabei habe sie Griechisch nicht auf der Schule gelernt, „das gab es in der DDR nicht“.

Die Wahlduisburgerin fühlt sich wohl

In Ruhrort, „fünf Minuten zum Rhein“, fühlt sich Barbara Köhler wohl. „Es ist eine Stadt und ein Gegend, die nicht aufhört, spannend zu sein“, sagt sie. Der Landschaftspark, das Museum DKM, die Nähe zu Bochum und Köln... Und lachend: „Berlin kann jeder!“