Duisburg. .
In der Mercator-Stadt Duisburg wurde ein Stück Lions-Geschichte geschrieben: Der Club feierte am Samstag in der Mercatorhalle sein 60-jähriges Bestehen in Deutschland. 1951/52, wenige Jahre nach Kriegsende, gründete sich in Düsseldorf der erste Lions-Club auf deutschem Boden.
Heute hat die wohltätige, gemeinnützige Hilfsorganisation hierzulande mehr als 51 000 Mitglieder in 1500 Clubs. Weltweit sind es 1,3 Millionen Lions in 4615 Clubs.
Festredner Dr. Kurt Biedenkopf, CDU-Vor- und Querdenker, Ex-Ministerpräsident von Sachsen, brachte vor den rund 1000 Delegierten aus allen Teilen des Landes das freiwillige, ehrenamtliche Engagement der Lions-Mitglieder auf den Punkt: Die Bürger- oder Zivilgesellschaft, zu der auch die Lions-Clubs gehören, füllten bei der Hilfe für Schwache und Bedürftige die Lücken aus, die der umfassende Sozialstaat hinterlasse. „Als der weltweit erste Lions-Club 1917 von Geschäftsleuten in Chicago gegründet wurde, gab es in den USA diesen Sozialstaat nicht. Es gab keinen Staat, der sich um die Armen kümmerte, keine Sozialpolitik, keine Diakonien, keine Caritas und keine Arbeiterwohlfahrt. Die Hilfe für Arme war die Sache der Bürgergesellschaft und der Kirchen. Schon die Gründer wollten ihre Freundschaft, die sie miteinander empfanden, für ihre soziale Verantwortung einsetzen. Heute steht diese Idee ebenso im Mittelpunkt der Arbeit der Lions-Clubs.“
Dagegen habe man in Europa, auch in Deutschland, die soziale Frage schneller und umfassender beantwortet, zum Beispiel mit zahlreichen Sozialgesetzen.
Diese Errungenschaft des flächendeckenden Sozialstaates habe aber einen Nachteil, so Biedenkopf: „Die Sozialpolitik kann nicht differenzieren. Sie kann alle Sachverhalte nur gleich behandeln.“ Daher habe sich eine Fülle von Bedarfsnischen entwickelt. „Es sind genau diese Bedarfsnischen, die die Lions entdecken, auffinden und betreuen.“ Als Beispiele für bürgerschaftliches Engagement, dem sich auch die Lions Clubs verpflichtet sehen, nannte Biedenkopf „Schule und Ausbildung, die Lebenschancen der jüngeren Generationen“, die Stärkung der Familie, die anders als früher nicht mehr allein alle Probleme lösen könne sowie die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben.
Biedenkopf würdigte besonders das Engagement vieler Lions-Clubs, um die hohe Zahl von rund 300 000 Schulabbrechern pro Jahr zu senken: „Die Lions-Initiative sollte die deutsche Gesellschaft zutiefst bewegen! Denn jeder junge Mann, jede junge Frau ohne Schulabschluss hat ihre Lebenschance weitgehend verloren.“ Das widerspreche aber den Werten, der Ethik der Lions-Clubs: „Neben dem Grundsatz „We serve! Wir dienen!“ ist das die Freiheit, mit Verantwortung, Intelligenz und Vernunft, die Zukunftsfähigkeit des Landes in einem geeinten, freien Europa.“
„Wir die Lions, sollten dazu beitragen, dass das Bewusstsein für die Zivilgesellschaft in einem freien, hoch entwickelten Land wie der Bundesrepublik zunimmt!“ forderte der Redner unter Applaus. Die Zivilgesellschaft könne wesentliche Probleme des Landes „ohne staatliche Bevormundung“ lösen. Die Bürgergesellschaft habe genau so viel „Verantwortung für Gerechtigkeit, sozialen Frieden und Humanität“ wie große Organisationen.
Der Dialog zwischen Bürgern und Lions-Clubs auf dem Markt der Kulturen“ vor dem City-Palais gelang. Bei heiter bis wolkigem Wetter flanierten am Freitag und Samstag tausende Besucher an den 48 Ständen auf dem König-Heinrich-Platz vorbei. Unter dem Motto der Lions-Bundesversammlung „Integration und interkulturelle Kompetenz“ präsentierten sich bei dem Fest der Völkerverständigung rund 40 Nationen. Zwischen internationalen Spezialitäten, Vorträgen, Informationen und Mitmachaktionen war das bunte Programm auf der Showbühne die Hauptattraktion. Dort gab es an beiden Tagen jede Menge Konzerte deutscher und internationaler Künstler, Tanz- und Sportvorführungen zu sehen und zu hören.