Duisburg. .

Thomas Mann, Hermann Hesse und Gerhart Hauptmann gehörten zu den prominenten Gästen des Vereins für Literatur und Kunst, der jetzt seinen 100. Geburtstag feierte. Zur großen Feier der traditionsreichen Vereinigung, die gemeinsam mit dem Literaturbüro Ruhr zelebriert wurde und in der Stadtbibliothek stattfand, gratulierte immerhin mit Roger Willemsen ein prominenter Intellektueller von heute

„Was will Literatur?“ – so lautete der Titel seines Festvortrages. Ein Plädoyer für Literatur und fürs Lesen, mit dem der viel gefragte Autor, Filmemacher und Moderator die Party auf Touren brachte. Der 1955 geborene Roger Willemsen wurde im Fernsehen durch seine Interview- und Kultursendungen bekannt. Zudem dreht der studierte Philosoph und Kunstgeschichtler Dokumentarfilme. Welche Menschen gründeten damals diesen Verein? Was trauten sie der Literatur und dem Buch zu? Dies fragte der analytisch begabte und pointenreich vortragende Willemsen sich selbst und sein Publikum, das trotz seiner erfolgreichen Literatur-Geschichte hier immer noch sitze „wie eine Urchristengemeinde in einer Katakombe“. So habe die Gemeinschaft der Literaturfreunde immer noch das Gefühl, aus der Defensive heraus argumentieren zu müssen.

Der Leser sei immer ein Sucher nach dem Jenseits gewesen, der in eine Welt der Transzendenz gelangen wolle, dem das Studium der Bücher helfe, sich zu verwandeln. „Leser bilden eine Gemeinschaft über die Zeiten hinweg“, betonte der Schnelldenker und Schnellredner. Nur der Leser könne gemeinsam mit Dante in der Hölle schmoren oder mit Upton Sinclair die Welt der Schlachthöfe betreten.

„Die Literatur hat immer die Obsession verstärkt, mehr sein zu können.“ In diesem Sinne überwinde das Lesen Kommunikationsgrenzen und helfe als Kulturtechnik gegen die Einsamkeit. Es mache, so Willemsen, den Unterschied zwischen Erleben und Erfahren aus, es stehe für die Differenz zwischen der digitalen eindeutigen Botschaft und der Poesie. „Die Fähigkeit, Wirklichkeit zu verändern, dies zeichnet Leserschaften aus.“ Nach soviel Erkenntnis über Literatur und Leser gab es dann noch ein nicht minder erkenntnisreiches Gespräch zwischen Gerd Herholz vom Literaturbüro Ruhr und dem Festredner über dessen Reisen, Interviews und über den Überdruss an und über die Chancen von Talkshows. Die zahlreichen Geburtstagsgäste verabschiedeten die Gesprächspartner mit viel Beifall.