Duisburg.

Frau Pohl aus dem Dellviertel hat einen Plan: In Duisburg sollen künftig nicht mehr nur Jesus und Mohammed, sondern es soll auch Buddha zu Worte kommen. Da gibt es viele Kirchen und einige Moscheen in der Stadt, aber wo wäre da ein buddhistischer Tempel? Ein einziger? Antwort: Bislang nur bei Frau Pohl im Wohnzimmer. Aber dort ist es doch etwas eng und ein richtiger Tempel, der ist ja viel größer. Das soll sich jetzt aber ändern.

Deshalb schmiedet Frau Pohl jetzt an ihrem Plan: Ein buddhistischer Tempel für Thailänder und vor allem für Thailänderinnen muss her. Denn Frau Pohl (74) ist selber eine Thai-Frau. Aber mit deutschem Pass. Schon seit 44 Jahren. Denn damals, 1968, hatte sie ihren Richard Pohl aus Duisburg geheiratet, einen tüchtigen Ingenieur der Demag. Sie war damals Sekretärin im Sozialministerium von Thailand und hatte den Duisburger kennen und lieben gelernt.

1968 gab es kein asiatisches Essen weit und breit

„Als ich 1968 nach Duisburg kam und hier heiratete“, so erzählt sie, „da war ich mit Sicherheit die einzige Thai-Frau in dieser Stadt.“ Es gab zwar kein asiatisches Essen weit und breit, der Himmel war etwas dunkler und kühler als in Thailand. „Aber ich war sehr glücklich mit meinem Mann, der vor 12 Jahren leider gestorben ist“, sagt sie. Sie sei ihrem Mann, der Stadt und dem Land so dankbar, dass sie hier sein kann.

Und jetzt hat Frau Pohl, die 74-jährige Thailänderin, die seit 44 Jahren eine Deutsche ist, einen letzten großen Lebensplan, eine gute Tat für die nächste Welt: Den anderen Thais in der Stadt und in der Umgebung von Duisburg eine emotionale wie auch religiöse Heimat geben, indem sie irgendwo und irgendwie einen buddhistischen Tempel einrichtet.

Thai-Frauen fehlt der Kontakt zu einem Mönch

„Es gibt so viele Thai-Frauen hier in Duisburg, am Niederrhein und im Ruhrgebiet“ so erzählt sie, „von denen ich weiß, dass ihnen ein Kontakt mit einem Mönch fehlt.“ 371 Thais zählt die Stadt in ihrem Register, 337 davon sind weiblich - viele davon in den neuen Massage-Läden angestellt. In der Region Duisburg werden es gut tausend Thais sein. Diesen Mangel hat Frau Pohl seit ein paar Jahren provisorisch mit einer 68 qm-Wohnung im Dellviertel ausgeglichen: Ein mit dicken roten Teppichen ausgelegtes Wohnzimmer, dekoriert mit Buddhas, Bänken, Bananenblättern und frischen Chrysanthemen dient als Raum der Besinnung.

Pusa Pohl hat einen Plan. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Pusa Pohl hat einen Plan. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool | WAZFotoPool

Dort im Viertel besitzt die zierliche ältere Dame ein kleines Mietshaus; zwei, drei Mieter wohnen da, eines ist ihre eigene Wohnung – in der 1. Etage ist der provisorische „Tempel“. Hier wohnt seit Februar mit zwei Helfern auch „Adjam Tomm“, er ist der Vorsteher eines Klosters nahe bei Bangkok. In Thailand hat er bereits sechs Tempelklöster begründet. Pohl: „In Duisburg könnte er Tempel Nr. 7 gründen und betreuen.“

Frau Pohl hat einen Verein gegründet

Drei Monate würde er pro Jahr mit seinen Helfern nach Duisburg anreisen, um hier den thailändisch geprägten Buddhismus zu zelebrieren. Wie zum Beispiel im Internationalen Zentrum am Innenhafen: Dort haben in einer großen Zeremonie knapp Hundert Thais aus der Region und aus Deutschland mit dem Meister „Tambun“ und „Schewok“ gefeiert.

Doch da weder das Wohnzimmer von Frau Pohl noch das IZ der VHS auf Dauer eine Heimstatt für Buddha und Co. in Duisburg sein können, hat Frau Pohl jetzt einen Verein gegründet und sich ein Laptop für den Internetauftritt gekauft. Die Suche nach dem Tempel wird ernst . Wer hat ein Haus? Wer hätte eine Idee? Sie hofft, augenzwinkernd, dass Buddha ihr ebenso einen (hilf-)reichen Mann vorbeischickt, wie einst dem Dalai Lama: Das war der US-Schauspieler Richard Gere. „Den könnten wir gebrauchen!“