Am Welttag des Buches verschenken 196 Duisburger Bücher an jeden, der sie haben will.
Wer am Montag darauf angesprochen wird, ob er gerne ein Buch haben möchte, der muss nicht gleich befürchten, dass man ihm einen Koran andrehen oder ihm etwas verkaufen will. Mit einiger Wahrscheinlichkeit verbirgt sich dahinter nur ein freundlicher Gruß des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Lesefreunde“ nennt sich die Werbung für das Lesen, bei der die Mitwirkenden 30 Exemplare eines Buches verschenken können.
Gunda Plewe erfuhr von der Aktion über das Börsenblatt. Ihr fiel die Entscheidung, welchen der 25 zur Auswahl stehenden Titel, sie als einer der deutschlandweit 33.333 Buch-Schenker denn nun anfordern sollte, gar nicht leicht. „Jane Austen oder Mascha Kaleko? Das sind natürlich Bücher, die einem gerade als Buchhändler Freude machen“, so die 41-Jährige, die seit kurzer Zeit in einer Buchhandlung an der Mercatorstraße in der City arbeitet. Letztlich entschied sie sich für „Ghost“ von Robert Harris.
Auch die NRZ verschenkt 30 Bücher
Die wunderbare Aktion „Lesefreunde“ von der Stiftung Lesen und zahlreichen Kooperationspartnern stieß bei der NRZ-Redaktion Duisburg sofort auf offene Ohren. Wer würde als Redakteur nicht gerne die Menschen zum Lesen anregen? Deshalb werden auch wir heute am Welttag des Buches ab 12 Uhr am Harry-Epstein-Platz 2 vor dem Leserladen der NRZ 30 Bücher verschenken.
Die Deutsche Post, ein langjähriger Partner der Stiftung Lesen, hat uns ein Buchpaket zur Verfügung gestellt, dass es so wohl kein zweites Mal heute gibt. Wir verschenken nicht 30 Exemplare von einem Buch, sondern je sechs Exemplare von fünf verschiedenen Büchern. Wer gerne eines davon geschenkt bekommen möchte, sollte rechtzeitig zum NRZ-Leserladen kommen.
Im Angebot sind:
„Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann
„Deutschlandalbum“ von Axel Hacke
„Adressat unbekannt“ von Kressmann Taylor
„Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig
„Mein deutsches Dschungelbuch“ von Wladimir Kaminer
Die 30 Exemplare des Polit-Thrillers will sie am Montag ab 14 Uhr vor der Stadtbibilothek an der Königstraße verschenken. „Ich hatte von Anfang an die Idee, mit der Aktion die Stadtbibliothek zu unterstützen. Schließlich brauchen die dringend Geld.“ Und ohnedies fühle sie sich der Bibliothek eng verbunden. „Ich war ja nicht immer Buchhändlerin“, erzählt sie. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte habe sie schon viel gemacht und oft wenig Geld gehabt. „Wie schön ist es da, wennn man sich für einen kleinen Jahresbeitrag Bücher ausleihen kann.“
Das Versinken in literarischen Welten sei auch ein prima Mittel gegen Kummer. Zum Beispiel als sie damals ein halbes Jahr in einem bayrischen Kaff gelebt habe. „Der Liebe wegen.“ Aber der Weg zum nächsten Buchladen war eine Weltreise. Und die Sache mit der Liebe ging natürlich auch schief. „Als ich wieder hier war, war die Stadtbibliothek sozusagen mein Lebensretter.“
Unbefangen will Gunda Plewe heute auf die Menschen zugehen, ihnen einfach ein Buch schenken. „Das ist doch eine tolle Idee“, findet sie. Und sie hofft auf wenig Skepsis und viele schöne Begegnungen. Das tun wohl auch die übrigen 196 Buch-Schenker, die am heutigen Tag des Buches in Duisburg insgesamt 6000 Bücher verteilen werden.