Duisburg. . 32-Jähriger Neudorfer steht wegen Totschlags vor dem Landgericht

Als Tischbeine sollten die Kanthölzer dienen, die in braunes Papier verpackt auf dem Tisch des Schwurgerichts liegen. Daraus wurde nichts. Denn erstens waren es nur drei und zweitens verwandelten sich die neun mal fünf Zentimeter dicken Hölzer in der Nacht zum 30. November 2011 in Tatwaffen. Da schlug ein 32-jähriger Mann in seiner Wohnung an der Neudorfer Koloniestraße einen 62-Jährigen damit tot. Seit gestern muss er sich dafür verantworten. Der Sohn eines Lehrerehepaares, der in Wesel aufwuchs, verließ in der elften Klasse die Schule, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und geriet immer mehr in einen Sumpf aus Drogen und Alkohol. Auch am Abend des 29. November hatte er mit zwei Nachbarn kräftig gebechert. Den Schnaps - drei Flaschen Wodka - hatte das Trio zuvor in einem Lebensmitteldiscounter gestohlen.

„Ich war so wütend“

Ihm sei das selbstmitleidige Gerede eines 40-jährigen Mitzechers kräftig auf die Nerven gegangen. „Ich war plötzlich wütend auf sein Gequatsche und auf meine ganze Lebenssituation.“ Deshalb habe er den Mann geschlagen.

In der Zwischenzeit hatte sich der ältere Gast eingenässt. „Ich habe ihn geschlagen und angebrüllt“,erinnert sich der Angeklagte. Danach habe ihm sein Verhalten Leid getan. „Ich wollte mich noch entschuldigen.“ Doch als der 62-Jährige sich weigerte, seinen Urin wegzuwischen und ihn stattdessen bedrohte, habe er erneut mit aller Kraft zugeschlagen.

Das Geständnis kam dem 32-Jährigen nicht leicht von den Lippen. Immer wieder unternahm er neue Anläufe, das brutale Geschehen zu schildern. „Mein Mandant steht zu seiner Schuld“, so der Verteidiger. „Aber es fällt ihm schwer, das in der Öffentlichkeit zu artikulieren.“ Immer wieder wich der Angeklagte in Details von früheren Schilderungen ab.

Nicht viel besser war die Aussage des 40-Jährigen, der mit Blutergüssen davongekommen war. In der Tatnacht hatte er die Schuld zunächst auf sich nehmen wollen und deshalb kurz in Untersuchungshaft gesessen.

Für das Verfahren sind bis Mitte Mai fünf Verhandlungstermine vorgesehen.