Duisburg. Duisburg im Wahlstress: Vor einem Monat öffneten die Wahllokale zur OB-Abwahl. Jetzt ist überraschend Rot-Grün in NRW geplatzt und wahrscheinlich im Mai, 6. oder 13., wird ein neuer Landtag gewählt. Und am 17. Juni steht die Oberbürgermeister-Wahl an. Die Nominierung von Sören Link durch die SPD lässt die Wogen schon hochschlagen.

Bei Duisburgs Parteien kommen die Parteizentralen jetzt schwer ins Rotieren. Sie müssen rasch ihre Kandidaten für die Landtagswahl nominieren und die Wahlkämpfer zusammentrommeln. Und nach der am Dienstag gescheiterten Suche nach einem gemeinsamen OB-Kandidaten werden wohl alle Parteien eigene Bewerber um die Rathausmacht ins Rennen schicken. Auch sie müssen intern gewählt werden. Und wieder rollt der Wahlkampftross. Einen Kraft und Geld sparenden gemeinsamen Termin Landtagswahl und OB-Wahl wird es nicht geben. Wegen der Fristen kann die OB-Wahl nicht vom Juni in den Mai einen Monat vorgezogen werden.

So sehr die hohe Landespolitik gestern Wellen schlug, in Duisburg ist die von der SPD präsentierte Kandidatur von Sören Link das große Thema. Streitthema vor allem. Ziemlich vernichtend ist die Reaktion im Online-Portal der WAZ. Hohn und Spott ergießt sich über die SPD und den 35-Jährigen. Von „Kasperverein“ ist da die Rede, von „rotem Klüngelverein“. „Was stört uns das Geschwätz von gestern?“, schreibt etwa „Jawattdenn“ und gehört damit noch zu den harmlosen Kommentatoren. Tapfer kontert in den Netzwerken der Huckinger SPD-Mann Dirk Schuchardt, der schon quirliger Sauerland-Abwähler war und nun auf Facebook die Gruppe „Sören Link für Duisburg“ gegründet hat.

CDU stichelt schon

Bissig-süffisant hat die CDU flugs ein Flugblatt-Zeugnis über Link erstellt und ihm den Stempel „durchgefallen“ aufgedruckt. „Führungserfahrung: Nein; Verwaltungserfahrung: Lernte bei der Bezirksregierung: Naja, eher Nein; Führungserfahrung: Juso-Vorsitzender, sonst nix: Nein“: So geißelt sie den Absturz der SPD vom Anspruch zur Wirklichkeit. Das sei kein Neuanfang, „die Zeit wird eher zurückgedreht“. Die CDU liefert damit einen möglichen Vorgeschmack auf den kommenden OB-Wahlkampf, der jegliche großkoalitionäre Annäherungen abbremsen wird Die CDU muss zugleich einen OB-Kandidaten aufstellen: Der Parteichef will nicht, die Fraktionsvorsitzende soll nicht. Wer dann? Eine Frau? Welche?

Grüne überlegen noch

Dass die Bündnisgrünen Sören Link mittragen werden und damit auf einen eigenen Kandidaten verzichten, ist bei aller rot-grünen Liebe eher unwahrscheinlich. Dazu ist Link zu sehr SPD-Mann der vordersten Riege, „Apparatschik“, nennen das böse grüne Zungen. Noch unwahrscheinlicher ist es aber, dass die Grünen ihren Stadtdirektor Peter Greulich ins Rennen schicken werden. Auch wenn er (gerne?) wollte, er steht zu sehr für Schwarz-Grün, für vergangene Sauerland-Verbindungen, die bei den Grünen wahrlich nicht mehrheitsfähig sind. Parteisprecherin Ingrid Fitzek wurde jüngst mit über 90 Prozent ins Amt gewählt. . .

Link blickt nach vorn

Sören Link kündigt derweil einen engagierten Wahlkampf an, der die „politischen Mitbewerber weder persönlich noch sonst wie verletzen oder diskreditieren soll“. Dass die SPD ihn nominiere, sei „eine Ehre“. Es sei richtig gewesen, zunächst auch parallel möglichst nach einem Konsens-Kandidaten gesucht zu haben. Zweifel an seiner Qualifikation, wie sie zunächst im OB-Anforderungsprofil formuliert worden war, weist der 35-Jährige Diplomverwaltungswirt, der vier Jahre bei der Bezirksregierung gearbeitet hatte, zurück: „Ich weiß, wie Verwaltung arbeitet und tickt. Und Führung heißt für mich, Leute mitzunehmen. Das kriege ich hin, das habe ich auch im Landtag gelernt und unter Beweis gestellt.“ Sören weiter: „Ich möchte die Spaltung in der Stadt überwinden. Wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammen anpacken.“

Rubinstein will reden

Und da ist noch Michael Rubinstein. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde bietet sich weiterhin als möglicher Kandidat an. Er ist von dem SPD-Vorschlag Link „überrascht“. Die „einmalige Chance“ für einen Neuanfang dürfe nicht vertan werden, die Suche nach einem parteiübergreifenden Kandidaten nicht der „Parteitaktik“ geopfert werden. Ob er zur Wahl steht, ist offen und hängt von weiteren Gesprächen ab.