Duisburg. Der Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften hat entschieden, dass homosexuelle Schützenkönige und Schützenköniginnen ihre Lebenspartner nicht zu Mitregenten wählen dürfen. So würden auch die meisten Bürgerschutzenvereine in Duisburg entscheiden.

Schwule schießen schön, manche jedenfalls. Doch das ist kein Problem. Auch in Duisburg schossen schwule Schützen bereits den Vogel ab und wurden Schützenkönig, mit Damenbegleitung. Aber nicht die Treffsicherheit sorgt derzeit für einen Eklat.

Alles begann, als der Klever Dirk Winter im vergangenen Sommer mit 366 Schuss beim Schützenfest der Münsteraner Bruderschaft St.-Wilhelmini-Kinderhaus den Piepmatz schoss – und seinen Lebensgefährten Oliver Hermsdorf „zur Königin“ wählte. Zügig wurde das vom Dachverband reglementiert, Winter solle keine repräsentativen Termine mit seinem Partner wahrnehmen. Das Paar dürfe nicht in gleicher Reihe marschieren. Am Sonntag nun entschied der Dachverband „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“: Homosexuelle Schützenkönige und Schützenköniginnen dürfen ihre Lebenspartner nicht zu Mitregenten wählen. Die Diskussion trifft den Nerv vieler Duisburger Schützenvereine. „Ich habe mir den Fall schon notiert. Wir werden dazu sofort eine Regelung in unsere Satzung aufnehmen“, versichert Paul Friede für den Bürger Schützenverein Aldenrade Fahrn 1837.

Solo repräsentieren

„Wo würde die Frau fehlen?“

Männliche Königinnen, oder besser gesagt „Schützenkönig-Gemahle“, interessieren Sascha Roncevic wenig. „Aber es ist schade, dass der Partner nicht bei den repräsentativen Aufgaben dabei sein darf“, sagt der Sprecher des Arbeitskreis es Duisburger Lesben und Schwule (AkDuLuS). Die Messlatte setzt er bei Schützenvereine nicht sonderlich hoch an. „Schließlich handelt es sich um wertekonservative Vereine, mit Menschen, die zu diesen Werte stehen“, so Roncevic.

„Problematisch wird es aber in ländlichen Gemeinden“, so der AkDuLus-Sprecher, „dort sind Vereine eben nicht nur Privatsache, sondern gehören zum gesellschaftlichen Leben. Wer nicht integriert ist, ist außen vor.“ Worüber sich Roncevic noch mehr ärgert, ist allerdings die Reaktion des „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“. Im konkreten Fall in Kleve begrüßte der Verein das schwule Königspaar, erzählt Roncevic: „Die Basis war also dafür und nun kommt der Dachverband, die Obrigkeit, und sagt der Basis, was sie nicht machen darf.“ Wer ausschert, werde unter Druck gesetzt. Grübelnd fügt Roncevic an: „Ich frage mich einfach, wo beim Repräsentieren ein Mann stören würde. Oder, wo würde eine Frau fehlen?“

Ob Druck in Duisburg dazu führte, dass sich schwule Schützenkönige lieber mit einer Frau an der Seite zeigten, weiß Roncevic nicht: „Wenn mein Freund Schützenkönig wäre, sollte er seinen Kram jedenfalls allein machen.“

In Friedes Verein dürfen Schwule zwar schießen und König werden, aber sie sollen sich dann eben eine Königin suchen. „Das gleiche soll für lesbische Paare gelten. Die Frauen können zwar den Vogel schießen und ,Schützenkönig’ werden“, so Friede, „aber dann ist nur ein Prinzgemahl erlaubt und keine Gleichgeschlechtliche.“ Eine andere Möglichkeit sei, eben solo zu repräsentieren. Da kann René Brem von den Ruhrorter Bürgerschützen nur zustimmen.

„Wir hatten im Verein zwar durchaus schon schwule Mitglieder, die auch vollauf akzeptiert wurden“, so Brem. Diese würden aber nicht Schützenkönig werden können, erklärt Brem: „Das ginge klar gegen den Strich.“ Zum gleichen Ergebnis kommt auch der Bürgerschützenverein Hamborn Marxloh. Allerdings greift Schatzmeister Arwed Bergmann zu weniger harten Worte: „So einen Fall eines schwulen Schützenkönig-Paares hatten wir noch nicht. Es ist zwar bereits vieles gelockert, aber das nicht. Aber ich kann dazu eben nur wenig sagen.“

Freie Königinnenwahl

Der BSV Hamborn Marxloh hatte zwar bereits einen türkischstämmigen Schützenkönig, andererseits dürfen Frauen nicht beim Königsschießen mitmachen. Für sie gebe es einen eigenen Damenvogel, damit sie „Tageskönigin“ werden können. Auch bei der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Duisburg-Buchholz von 1924 hätten die Frauen der drei Frauenkompanien bisher noch keinen Antrag gestellt, um beim Königsschießen dabei zu sein – erklärt Friedhelm Osterfeld. Dazu ließe sich die Satzung ändern. Manche Regelung wirkt hingegen felsenfest.

„In unserer Bruderschaft steht folgende Regelung in der Satzung: Wer beim Königsvogelschießen König wird und eine Königin an seiner Seite haben will, kann seine Ehefrau, die Ehefrau eines Schützenbruders oder eine Schützenschwester wählen“, sagt Osterfeld. „Aber ich will auch noch einmal betonen, dass jeder Homosexuelle König werden kann.“ Er kann dann solo regieren, oder mit einer Königin an seiner Seite. Und genauso passiert es auch. Zweimal schoss sich im Bürger-Schützen-Verein Hamborn-Neumühl 1926 ein Schwuler zum Schützenkönig.

"Ein schwules Schützenpaar passt nicht" 
Der schwule Schützenkönig Dirk Winter und Oliver Hermsdorf beim Tanz.
Der schwule Schützenkönig Dirk Winter und Oliver Hermsdorf beim Tanz. © WR

„Wir hatten bisher kein schwules Paar, nur einige schwule Königsaspiranten. Die haben sich aber stets – von sich aus – eine Königin genommen“, befindet Manfred Kühn. Ein direktes Gespräch mit den betreffenden, ehemaligen, homosexuellen Schützenkönigen konnte Kühn nicht ermöglichen. Er habe beide angerufen, aus beruflichen Gründen möchten sie nicht in die Öffentlichkeit gerückt werden. Und dabei wird es wohl auch bleiben. Denn Kühn geht fest davon aus, dass das schwules Schützenpaar in Kleve eine einmalige Sache bleibt. „Ein schwules Schützenkönigspaar passt einfach nicht zur Tradition der Schützen“, sagt Kühn, „zumal es in der derzeitigen Debatte ja sogar um streng katholische Schützen geht.“

Männliche Königinnen, oder besser gesagt „Schützenkönig-Gemahle“, interessieren Sascha Roncevic wenig. „Aber es ist schade, dass der Partner nicht bei den repräsentativen Aufgaben dabei sein darf“, sagt der Sprecher des Arbeitskreises Duisburger Lesben und Schwule (AkDuLuS). Die Messlatte setzt er bei Schützenvereine nicht sonderlich hoch an. „Schließlich handelt es sich um wertekonservative Vereine, mit Menschen, die zu diesen Werte stehen“, so Roncevic.

Wer ausschert, wird unter Druck gesetzt

„Problematisch wird es aber in ländlichen Gemeinden“, so der AkDuLus-Sprecher, „dort sind Vereine eben nicht nur Privatsache, sondern gehören zum gesellschaftlichen Leben. Wer nicht integriert ist, ist außen vor.“ Worüber sich Roncevic noch mehr ärgert, ist allerdings die Reaktion des „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“. Im konkreten Fall in Kleve begrüßte der Verein das schwule Königspaar, erzählt Roncevic: „Die Basis war also dafür und nun kommt der Dachverband, die Obrigkeit, und sagt der Basis, was sie nicht machen darf.“ Wer ausschert, werde unter Druck gesetzt. Grübelnd fügt Roncevic an: „Ich frage mich einfach, wo beim Repräsentieren ein Mann stören würde. Oder, wo würde eine Frau fehlen?“

Ob Druck in Duisburg dazu führte, dass sich schwule Schützenkönige lieber mit einer Frau an der Seite zeigten, weiß Roncevic nicht: „Wenn mein Freund Schützenkönig wäre, sollte er seinen Kram jedenfalls allein machen.“