Duisburg. .

Der Anfang ist gemacht: Mit den Aufräumarbeiten rund um die Kleingartenanlage „Erntesegen“ in Huckingen hat am Wochenende der „Frühjahrsputz“ begonnen. Es war die erste Aktion, koordiniert von der Offensive für ein sauberes Duisburg, in diesem Jahr. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Wie dreckig sind die Straßen und Plätze in unserer Stadt?

Es ist kalt an der Mühlenweide, ein unangenehmer Nieselregen senkt sich auf die Wiese. In dem kahlen, dornigen Gestrüpp eines Brombeerstrauchs haben sich die Überreste einiger Plastiktüten verfangen und flattern nun hilflos im Wind. Hier, am Ruhrorter Rheinufer, sieht es aus wie nach einem Gelage: überall leere Flaschen und Zigarettenschachteln.

Unrat jeglichen Materials – darunter eine halbvoll Tube Zahnpasta und ein verdrecktes Damenhöschen – kam mit all dem Treibholz, das sich nach dem Hochwasser der vergangenen Wochen hier abgelagert hat. Ein zerbrochener Keramik-Krug mit dem Abbild des Hamburger Rathauses lässt erahnen, welche traurigen Schätze der Rhein noch birgt.

Fixerbesteck empört Rentner

„Das stört mich aber gar nicht mal so sehr“, sagt Harald Fehmke, der mit seinem Enkel spazieren geht. „Was ich viel schlimmer finde, ist das Fixerbesteck hier um die Ecke“, empört sich der Rentner. Und tatsächlich: Hinter einem Brückenpfeiler lugen zwei Spritzen hervor, beinahe perfekt versteckt unter Treibholz.

Nur ein stückweit oberhalb der Mühlenweide, auf der Homberger Straße, säumt eine rötliche Mauer den Fußgängerweg. Dahinter eine Wagenladung leerer DVD-Hüllen, ein zerbrochenes Waschbecken, achtlos über die Mauer geworfen. Und das in Ruhrort, dem aufstrebenden Kreativbezirk. „Das ist in allen Stadtteilen gleich“, sagt Ingrid Baer von der Offensive für ein sauberes Duisburg. „Ob in Marxloh oder Buchholz, die Menschen werfen am liebsten dann ihre Sachen weg, wenn sie unbeobachtet und im Dunkeln sind.“

Zum Saubermachen motivieren

Deshalb hat es sich die Offensive zur Aufgabe gemacht, für Aufklärung unter den Bürgern zu sorgen und sie zum Saubermachen zu motivieren. Auf Anfrage stellen sie alle nötigen Utensilien, auch für Sport- oder Bürgervereine. „Wir verleihen unter anderem Müllzangen, Handschuhe und Container“, listet Baer auf. Rund 500 Duisburger zögen so in jedem Jahr los, um ihre Stadt sauber zu halten.

Ein Ort, der fast immer sauber ist, ist die Königstraße. Täglich wird die Einkaufsmeile gereinigt, und sei es auch nur, um keine Kunden zu verschrecken. Nur zwei Straßen weiter dagegen, an der Bushaltestelle am Kantpark, hat sich der Dreck schon wieder eingenistet. „Ich stehe auf deinen Müll“, beteuert der Aufkleber auf einem Abfalleimer vergeblich, davor liegen sechs Taschentücher auf dem Boden.

Wenn nicht schon auf einer der Straßen geschehen, wird spätestens im Kantpark der Hundehaufen zum ungeliebten, weil steten Begleiter. Auch die Bahnhaltestelle an der Kremerstraße offenbart nach der Rodung der angrenzenden Baumreihen den Schmutz, der dort schon seit langem schlummert: Zwischen Trinkpäckchen und Glasflaschen liegt ein Haltesignal, wohl von der stillgelegten Bahnstrecke.

Bewusstsein für Umwelt schaffen

„Wir müssen schon viel früher ein Bewusstsein für Sauberkeit in der Umwelt schaffen“, fordert Ingrid Baer. Mit einigen Schulen kooperiere sie seit Jahren erfolgreich, andere dagegen sträubten sich hartnäckig gegen solche Projekte. „Einmal haben wir mit einer Klasse ihren Schulweg aufgeräumt, alle Schüler haben begeistert geholfen. Und nur fünf Minuten später kaufen sie sich etwas zu trinken und werfen die leeren Päckchen wieder auf die Straße.“

Einige Wochen dauert der Frühjahrsputz nun an, ob im Privaten oder in großen Gruppen. Danach, wenn Büsche und Bäume wieder ergrünen, ebbe die Reinigungslust der Bürger erfahrungsgemäß ab, sagt Baer. „Im Winter sieht man den Müll ja zwischen all den kahlen Ästen. Mit wachsendem Blätterkleid verschwindet auch das Unrechtsbewusstsein der Menschen wieder.“