Duisburg. .

Die Stadt hat eine neue Spezies hervorgebracht: Den „Duis-Bürger“. Die große Beteiligung am Projekt „Duisburg 2027“ mit einer voll besetzten Mercatorhalle unterstreicht dies ebenso wie die Initiative Spendentrauermarsch mit dem Ziel, das Mahnmal neben dem Karl-Lehr-Tunnel zu errichten.

Andere Initiativen kümmern sich um den Unglücksort, um die Erinnerung wach zu halten, wieder andere schreiben ein „Duisburger Manifest“ und fordern ein neues Denken in der Stadt. Das Auseinanderbrechen der Initiative „Neuanfang für Duisburg“ zeigt aber auch, wie unterschiedlich die Interessenlagen sein können, wenn das gemeinsame Ziel erreicht ist.

Für den oder die neue Oberbürgermeister(in) wird die Forderung nach mehr direkter Mitsprache eine Herausforderung sein. Hinzu kommen weitere: Die Zusammenführung der Stadtgesellschaft, die Bewältigung der Haushaltssanierung und nicht zuletzt der würdige Umgang Duisburgs mit den Opfern und Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe. Denn Letzteres war der Grund, warum 130 000 „Duis-Bürger“ Adolf Sauerland aus dem Amt gewählt haben. Das sollte bei allen Anforderungsprofilen, die jetzt aufgestellt werden, nicht vergessen werden.

Hinter den Kulissen wird eifrig verhandelt, wer als Kandidat in Frage kommt, erste Namen kursieren, doch es sind erst einmal alles Gerüchte. Nicht uninteressant ist dabei die aufgeworfene Frage, ob man im Falle der Einigung auf einen Kandidaten tatsächlich von einer Wahl sprechen kann, die der Bürger am 17. Juni haben wird. Oder ist der Wähler dann nur „Stimmvieh“? Ist es nicht genau das Gegenteil von mehr Demokratie?

Auf der anderen Seite haben viele Bürger die Nase vom Parteienstreit voll, sehnen sich nach einer ruhigen Stadtführung, die versucht, die Probleme in den Griff zu kriegen. Dazu eine Persönlichkeit, die es schafft, dass die Menschen wieder aufeinander zugehen. Doch dazu braucht es Zeit, die man der neuen oder dem neuen Oberbürgermeister(in) geben muss.