Duisburg. . Knatsch zwischen Arbeiter- und Kirchenvertretern im Jugendring Duisburg: Vize Frank Witzke kam Misstrauensvotum zuvor und trat zurück. Zur Vollversammlang sagt Witze: „Das Ganze hatte Tribunalcharakter.“
Im „Jugendring Duisburg“ brodelt es: Frank Witzke, bislang Vize-Vorsitzender in dieser Runde, zu der sich verschiedenste Jugendverbände zusammengeschlossen haben, außerdem hauptberuflicher Sekretär der SPD-nahen „Falken“, ist kurz vor Ende seiner regulären Amtszeit zurückgetreten -- allerdings nur, um dem Eklat einer Abwahl zuvor zu kommen. Ehemalige Mitstreiter, vor allem aus dem Umfeld der kirchlichen Jugendarbeit, werfen ihm egozentrische Arbeitsweise und regelmäßige Beleidigungen „unterhalb der Gürtellinie“ vor. Witzkes Falken-Kollegen dagegen sehen den Abwahlantrag selber mit persönlichen Beleidigungen gespickt. Ist das Tischtuch zwischen Arbeiter- und Kirchenvertretern nachhaltig zerschnitten?
Witzke engagiert sich seit vielen Jahren für Jugendliche und arbeitet derzeit als Sekretär der Duisburger Falken. Daneben ist er in besagtem Jugendring aktiv, der überparteilich die Belange der Jugend fördern und ihre Interessen vertreten möchte. Innerhalb des Jugendrings gilt er jedoch als umstritten. Auf einer Vollversammlung kam es jetzt zum Eklat: Vier Mitgliedsverbände stellten ein Misstrauensvotum, dem er mit einem Rücktritt von seinem Vorstandsamt zuvorkam.
„Es hat seit Jahren Probleme um seine Person gegeben“, sagt Antragsteller Edgar de Haan, der die Evangelische Jugend vertritt. „Es gab keinen anderen Weg“, sämtliche andere Mittel seien ausgeschöpft gewesen. Witzke, so heißt es aus dem Jugendring, habe seine Kollegen regelmäßig unter der Gürtellinie beleidigt. Anstoß nahm man auch an seinem mutmaßlichen Hang zu langen Monologen und endlosen Diskussionen, die ergebnisorientiertes Arbeiten und Beschlüsse behindert hätten.
Auch die Vorsitzendeder Falken schmiss hin
„Es ging uns um die Arbeitsfähigkeit des Vorstandes“, sagt de Haan, der allerdings derzeit dort kein Mitglied ist. „Es war kein Misstrauensvotum, sondern eine Bitte an die Falken, Frank Witzke als Delegierten zurück zu ziehen.“ Die Falken wiederum sehen das allerdings anders, betrachten diese Bitte als Eingriff in ihre Autonomie.
Nachdem der Rücktritt erklärt war, schmiss zudem Duisburgs Falken-Vorsitzende Manuela Bäumges ihr Amt im Jugendring-Vorstand ebenfalls hin und verließ mit ihrer Delegation geschlossen die Versammlung. Wohl auch, weil der Antrag selbst mit persönlichen Angriffen gespickt sein soll, doch der Jugendring behandelt den genauen Wortlaut bisher als Geheimsache.
„Das Ganze hatte Tribunalcharakter“, sagt Frank Witzke. „Man versucht, mich zu demontieren.“ Ihn habe diese Vorgehensweise sehr getroffen. Zum Rücktritt habe er sich entschlossen, um Schaden von den Falken und dem Jugendring abzuwenden. „Wir brauchen in Duisburg einen starken Jugendring“, da man auch um die Verteilung kommunaler Finanzmittel kämpfe.
Das gesamte Prozedere sei vermeidbar gewesen, sagt Witzke. Jugendring-Chefin Bettina Winnig hätte ihm bloß unter vier Augen den Rücktritt nahelegen müssen. Ist also alles ein Missverständnis? Ein reines Kommunikationsproblem? Mitnichten, wie Winnig betont. Man habe seit Sommer immer wieder Gespräche mit dem Falkensekretär über sein Verhalten geführt.
„Wenn solch ein Antrag auf den Tisch kommt, muss schon sehr viel passiert sein“, sagt Christian Ladda, Geschäftsführer des Jugendrings. Alles, „was im Raum stand aufs Papier“ zu bringen, wäre jedoch ein Roman geworden. Es sei um Duisburgs Jugendarbeit an sich gegangen und viele Mitglieder hätten den Antrag als „Befreiungsschlag“ verstanden – auch wenn man den politischen Stil und den Rücktritt von Manuela Bäumges sehr bedaure.
Pikant: Die Amtszeit des aktuellen Vorstands läuft sowieso im März aus, davon wäre auch Frank Witzke betroffen. Da stellt sich die Frage, ob es tatsächlich nur um die Arbeitsfähigkeit des Gremiums ging und welche wichtigen Projekte bis März nicht mit dem Falkensekretär hätten realisiert werden können.
Unabhängig von den Geschehnissen auf der Vollversammlung wollen die Falken allerdings weiterhin vertrauensvoll mit dem Jugendring zusammenarbeiten. Dort wünscht man sich, dass sie im neuen Vorstand wieder vertreten sind.