Duisburg. .

Von den sieben Wechselausstellungen, die 2012 im Lehmbruck-Museum zu sehen sind, dürfte die Otto-Mueller-Retrospektive ab Mitte November besondere Aufmerksamkeit erregen.

Unter dem Titel „Einfach. Eigen. Einzig“ soll die Retrospektive in komprimierter Form zum Ausdruck bringen, was nach neuesten kunsthistorischen Erkenntnissen über Otto Mueller und sein Werk bekannt und nachweisbar ist. Bis vor wenigen Jahren wurde das zeitweilige „Brücke“-Mitglied Mueller noch in die Schublade der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe gezwängt. Die 2010 gegründete „Otto Mueller-Gesellschaft“ mit Sitz in Weimar, die mit dieser Retrospektive ihr erstes Ausstellungsprojekt realisiert, hat in ihrem bereits erschienenen ersten „Jahrbuch“ zum 80. Todestag des Künstlers mit solchen Fehleinschätzungen aufgeräumt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse publiziert. Danach ist Otto Mueller weniger als passiver Empfänger fremder Einflüsse denn als aktiver Absender eigener Impulse an andere Künstler zu sehen. Bislang verkannt worden sei auch sein Einfluss auf die stilistische Entwicklung von Wilhelm Lehmbrucks plastischem Werk.

Zum Auftakt des Jahres wird der Düsseldorfer Schmuckkünstler Georg Hornemann vorgestellt. Unter dem Titel „Objets d’Art“ sind vom 10. Februar bis 11. März erstmals in Duisburg Werke des international anerkannten Schmuckkünstlers. Im Vordergrund vieler seiner Werke steht die skulpturale Wirkung.

Hornemann hat seit den frühen 60er Jahren seinen persönlichen Stil und damit verbunden einen souveränen Umgang mit Technik und Material entwickelt. In seinen Werken ließ er sich immer wieder von unterschiedlichsten Einflüssen und Stilrichtungen, aber vor allem von Kunst, Architektur und der Natur inspirieren und setzte die Anregungen in seinen vielseitigen Goldschmiedearbeiten um.

Wunderkammer

In einer eigens für das Museum geschaffenen Raumarchitektur, die im Inneren an eine Wunderkammer erinnert, werden Ringkreationen, Objekte und Skulpturen präsentiert, die vorwiegend in den letzten fünf Jahren entstanden sind. Daneben sind Kleinplastiken zu sehen. Für Museumsdirektor Raimund Stecker lag es nahe, die surrealen Welten von Georg Hornemann mit dem im Museum befindlichen Max-Ernst-Bild „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ in Bezug zu stellen.

Der argentinische Bernhard-Heiliger-Preis-Träger Fabián Marcaccio wird unter dem Titel „The Structural Canvas Paintants“ vom 16. März bis 17. Juni vorgestellt. Geboren 1963 im argentinischen Rosario de Santa Fe, lebt und arbeitet er seit mehr als 20 Jahren in New York. In Deutschland wurde er vor allem durch seine Teilnahme an der Documenta XI (2002) bekannt.

Seit den frühen 1990er Jahren beschäftigt sich Fabián Marcaccio mit der Befragung und Erweiterung des klassischen Gemäldebegriffs. In seinen „Paintants“ – eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen „painting“ und „mutant“ – verschmelzen die Konzepte des Gemäldes, der Skulptur und der Objektkunst. Die immer stärker werdende plastische Tendenz seiner Werke verdichtete sich in jüngster Zeit zu großen figürlichen Tableaus, „Structural Canvas Paintants“, deren herausragende plastische Qualität zur Verleihung des Bernhard-Heiliger-Preises für Skulptur führte. Darin greift er Themen auf wie Globalisierung, Bankencrash, Transsexualität, Gentechnik und Terrorismus sowie die Rolle der Medien.

Im April blickt das Lehmbruck-Museum mit der Ausstellung „In Process“ auf 1973 zurück, das Jahr, in dem der Maler und Objektkünstler Paul Thek in Duisburg zu Gast war. Der in Brooklyn geborene Maler und Objektkünstler hatte 1972 auf der Documenta mit seiner Installation „Ark, Pyramid“ und dem Theaterstück „Nativity Play“ auf sich aufmerksam gemacht, ein experimentelles Krippenspiel, das Thek mit Waisenkindern aufführt. Dieses Stück, stark beeinflusst von Robert Wilsons „Deafman Glance“, in dem Thek zwei Jahre zuvor selbst mitgespielt hat, wird nun, knapp 40 Jahre später, wiederum Zentrum der Ausstellung „In Process“, die nach dem Lehmbruck-Museum auch im Kunstmuseum Luzern und dem Moderna Museet Stockholm zu sehen sein wird.

Daneben werden mit Nicola Schrudde und Martina Klein zwei regionale Künstlerinnen in Einzelausstellungen präsentiert, und Kris Martin zeigt – parallel zur Retrospektive in Bonn – seine Figurengruppe „Mandi“.