ThyssenKrupp Steel investiert 37 Millionen in Duisburger Hochofen
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Duisburg.
Die Krise als Chance: Thyssen-Krupp Steel macht den Hochofen 9 in Hamborn vorzeitig fit für die Zukunft, die schwächelnde Stahlnachfrage macht’s möglich. 37 Millionen Euro nimmt der Stahlriese im Stadtnorden in die Hand, um nach 24 Betriebsjahren den Hochofen – bestens zu sehen von der Kaiser-Wilhelm-Straße, dort steht er direkt neben dem nagelneuen und roten Hochofen 8 – für 180 Tage stillzulegen: Zeit genug, um die feuerfeste Ausmauerung zu erneuern, ebenso Kühlung, Messtechnik und die gesamte Elektrik des stählernen Kolosses, der seit dem 1. Dezember 1987 genau 39.895 048 Tonnen Roheisen geliefert hat – das ist Weltrekord für eine „Reise“, wie die Dienstzeit eines Hochofens bis zur Neuzustellung heißt. Die letzten 500 Tonnen folgen in der Nacht zu heute – gestern wurde noch fieberhaft am Bau der feuerfesten Rinnen gemauert, in die das Eisen aus der „Sau“ , dem untersten Teil des Hochofens, fließen sollte.
Spezialisten sterben aus
Hochofen 9
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Eigentlich war die Neuzustellung des Aggregats erst in zwei Jahren geplant, aber wegen derzeit nicht ausgelasteter Kapazitäten wurde umgeplant. 32.000 Tonnen Roheisen kann Thyssen-Krupp in seinen vier Duisburger Hochöfen täglich herstellen, 25.000 sind’s aktuell. Hochofen-Chef Dr. Michael Peters: „Wir werden durch Herausnehmen des Hochofens 9 nicht eine Tonne weniger machen.“
In den letzten Tagen wurde das Nachlegen von Eisenerz und Koks eingestellt. Abgestochen wurde nach wie vor – bis auf den immer noch 1400 Grad heißen Rest in der „Sau“. Ist der entfernt, hat der Riese Zeit zum Abkühlen, zwei bis drei Wochen. Dann wird eine befahrbare Öffnung in den acht Zentimeter dicken Stahlkörper gebrochen, die alte Ausmauerung herausgebrochen, die neue aufgebaut von Spezialisten, die es kaum noch gibt.
"Die hängen mit dem Herzen am Hochofen“
Ohne Mörtel werden die 2400 Tonnen Feuerfeststeine vermauert, mit Fugen unter 0,1 Millimeter und Stein für Stein ultraschall-geprüft. Schwachstellen darf es nicht geben, schließlich soll auch die nächste „Reise“, voraussichtlich ab Ende Mai, ein Vierteljahrhundert dauern.
400 Mitarbeiter kümmern sich bei Thyssen-Krupp um die beiden Hamborner Hochöfen (ein dritter steht in Reserve, zwei Großhochöfen stehen in Schwelgern) und sind auch bei der Neuzustellung an Ort und Stelle, haben teilweise ihren Urlaub verschoben, um zu helfen, zu kontrollieren, ein geschultes Auge auf alles zu haben. Teamleiter Helmut Ellerik über seine Mannschaft: „Die arbeiten anders als Fremde. Die hängen mit dem Herzen am Hochofen.“
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