Duisburg..
Durch zwei ungewöhnliche Ereignisse wird das Neujahrskonzert 2012 der Duisburger Philharmoniker in Erinnerung bleiben. Zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte dieser Konzertreihe war das Orchester ohne GMD und der Abend wurde vom jungen und charismatischen Gastdirigenten Benjamin Shwartz geleitet. Außerdem erhielt Kabarettist Kai Magnus Sting als erster Neujahrskonzert-Moderator Zwischenrufe und Buhs vom Publikum.
Als regelmäßiger Besucher der Philharmoniker und Lokalmatador hätte Kai Magnus Sting wissen müssen, wo die richtige Balance zwischen Klassik und Kabarett liegt. Die hielt er auch bei seinen Witzeleien über die Verbindung von Gastronomie und Kultur in der Mercatorhalle. Und seine Äußerung, die geplanten Einsparungen im Kulturbereich seien „ein Schlag ins Gesicht“, wurden vom Publikum sowie der in der ersten Reihe versammelten Stadtspitze mit viel Applaus bedacht.
Dann aber recycelte Sting umfangreiche Teile aus seinem Kabarettprogramm, das nichts mit klassischer Musik zu tun hat. So gerieten die Zwischentexte länger als einige Musikstücke. Richtig peinlich wurde es, als Sting die österreichischen Missbrauchs-Fälle Kampusch und Fritzl mit der „Fledermaus“ und „Cosi fan tutte“ in Beziehung setzte. Während seines viel zu langen Textes über Hustenanfälle in klassischen Konzerten riss einigen Zuschauern der Geduldsfaden, sie riefen „Aufhören“.
Auf dem gewohnt hohen Niveau bewegte sich die Leistung der Philharmoniker. Mit seiner energiegeladene Musikalität und Begeisterungsfähigkeit prägte Benjamin Shwartz diesen Abend und spornte das Orchester zu mitreißendem Musizieren an. Die Aufgabe, mal ein philharmonisches und mal ein Opernorchester zu leiten, löste er mit viel Geschick und Gespür für den Charakter jedes Stückes.
Von Wiener Eleganz und tänzerischem Feuer waren die Kompositionen von Johann Strauß Sohn geprägt. So viel klassische Neujahrsmusik hat man hier lange nicht gehört. Diesmal gab es aber mit der „Fledermaus“-Ouvertüre, dem Kaiser-Walzer und „An der schönen blauen Donau“ gleich einige der schönsten Strauß-Hits zu hören.
Da die Duisburger mittlerweile zum Stammorchester des Wettbewerbs „Neue Stimmen“ in Gütersloh avanciert sind, stellten sich, wie bereits 2008 und 2010, Finalisten des Wettbewerbs vor. Die Sopranistin Cristina-Antoaneta Pasaroiu besitzt eine starke Bühnenpräsenz und begeisterte das Publikum mit ihrem Temperament in Lehars „Meine Lippen, sie küssen so heiß“.
Sehr vielversprechend klingt die voluminöse und farbenreiche Baritonstimme von Daniel Raschinsky, der sich mit Arien von Donizetti und Mozart vorstellte. Gemeinsam stimmten beide Solisten schließlich das Duett „Lippen schweigen, ‘s flüstern Geigen“ aus „Die lustige Witwe“ an.
Als Zugaben gab es Johann Strauß im Dreierpack: „Tritsch-Tratsch-Polka“, „Unter Donner und Blitz“ und den Radetzky-Marsch, den die Philharmoniker auch diesmal ohne Dirigent spielten.