Duisburg. . Die Wiederaufnahme von Dietrich Hilsdorfs neun Jahre alter Inszenierung der Puccini-Oper ist großartig gelungen.

Ein packendes Wiedersehen mit Dietrich Hilsdorfs mittlerweile neun Jahre alter „Tosca“-Inszenierung gibt es derzeit im Theater. Und zwar mit Morenike Fadayomi in der Titelrolle, die wiederum mit ihrer überwältigenden Bühnenpräsenz, aber auch mit ihrer facettenreichen stimmlichen Gestaltung für einen Höhepunkt in einer insgesamt glanzvollen Aufführung sorgt.

Ihr zur Seite darstellerisch etwas blasser wirkend, stimmlich jedoch mit ausreichender tenoraler Strahlkraft ausgestattet, Gustavo Porta als Cavaradossi. John Wegner wiederholt seine von messerscharfem Zynismus geprägte Rollenstudie des Scarpia. Etwas raubeinig geht Kapellmeister Enrico Dovico am Pult der Duisburger Philharmoniker mit dem Werk um, das allerdings einen reißerischen Anstrich recht gut verträgt.

Vision vom Glück

Bei Hilsdorf muss man sich freilich an kleine Varianten gewöhnen: Tosca springt nicht von der Engelsburg, sondern blickt am Ende vor dem Vorhang verzweifelt einer Zukunft ohne Perspektive entgegen. Zurück lässt sie zwei tote Männer. Den erschossenen Cavaradossi, mit ihm die Trümmer ihres privaten Glücks, sowie den Polizeichef Scarpia, dessen Macht sich Tosca auch nicht durch ihre Bluttat entziehen konnte. Dass Tosca überlebt, dass Scarpia im dritten Akt wie im Wachkoma die Rolle des Schließers übernimmt, stellt lieb gewonnene Traditionen auf den Kopf.

Gleichwohl bleibt Hilsdorf mit seinen Eingriffen im Finale dem provokativen Gehalt des Stücks erstaunlich nahe. Immerhin hat sich Puccini gegenüber dem Dramatiker Sardou vehement, aber erfolglos dagegen gewehrt, Tosca sterben zu lassen. Und Hilsdorfs Interpretation des Schlussakts als eine Vision vom Glück, die im realen Kugelhagel des Exekutionskommandos zerplatzt, treibt die dramaturgische Anlage des Akts auf die Spitze. So prallt bereits im „Original“ mit der Scheinhinrichtung Cavaradossis die Illusion der Theaterdiva mit der brutalen Wirklichkeit zusammen. Das Ergebnis wirkt erstaunlich schlüssig. Nicht zuletzt, weil Hilsdorf wie gewohnt sehr aufmerksam der Musik lauscht und nichts geschehen lässt, was ihrer Aussage widerspricht. Den ersten Akt inszeniert Hilsdorf konventionell, aber präzise und durchdacht. Die politische Gewalt Scarpias deutet sich hier im dezenten Bühnenbild Johannes Leiackers an.

Die nächsten Aufführungen: 30. Dezember, 12. Januar.