Duisburg. Gerade in der Weihnachtszeit ist die Bahnhofsmission am Duisburger Hauptbahnhof Anlaufstelle für Reisende und einsame Menschen.

Es ist Heiligabend, elf Uhr morgens. Bodo Gräßer steht an Gleis acht des Hauptbahnhofs. Er unterhält sich mit der älteren Dame im Rollstuhl neben ihm, während sie auf die Regionalbahn nach Minden warten. Als der Zug einfährt, hilft Gräßer ihr aus dem Rollstuhl. Er stützt sie beim Einsteigen und begleitet sie bis zu einem Sitzplatz in der Bahn. „Gute Fahrt und ein frohes Fest“, wünscht Gräßer. Er wartet, bis der Zug abfährt, erst dann verlässt er das Gleis.

Bodo Gräßer ist einer der beiden Leiter der Bahnhofsmission. Er arbeitet auch an Heiligabend, wie in jedem Jahr. „Gerade vor Weihnachten fahren viele Menschen mit dem Zug zu ihrer Familie“, erzählt der 46-Jährige in der auffälligen blauen Jacke der Bahnhofsmission. „Aber nicht für jeden ist es selbstverständlich, diese Reise problemlos zu bewältigen.“ Die Aufgabe der Mission sei es, diesen Menschen die Fahrt zu erleichtern.

Bahnhofsmission verteilt Geschenkpäckchen

An den Feiertagen hat die Bahnhofsmission etwa 120 Geschenkpäckchen an Obdachlose und Bedürftige verteilt. In den Paketen waren unter anderem Kaffeeweißer, Pflegeprodukte und warme Kleidung. Die Mission hatte vor Weihnachten einen Spendenaufruf gestartet, zahlreiche Bürger und Unternehmen hatten sich beteiligt. „Mehr als die Hälfte der Päckchen haben wir an Heiligabend rausgeben können“, erzählt Bodo Gräßer, einer der beiden Einrichtungsleiter. „Die restlichen Pakete wurden am zweiten Weihnachtstag von denjenigen abgeholt, die den Trubel vermeiden wollten.“

"Das ist alleine nicht so einfach"

Irmgard Jestadt hat durch eine Bekannte von der Mission erfahren. Mehrmals muss sie auf der Reise zu ihrer Tochter nach Hohen-Limburg umsteigen. „Das ist alleine nicht so einfach“, erzählt die 83-Jährige. Deshalb hat sie die Bahnhofsmission angerufen. „Man kann sich viel sicherer bewegen, wenn einem jemand hilft“, sagt Jestadt.

Vor allem ältere Menschen seien dankbar über die Hilfe der Bahnhofsmission, sagt Gräßer. „Aber wir helfen auch allein reisenden Kindern.“ Der nächste Halt für Irmgard Je-stadt ist der Hauptbahnhof in Bochum. Dort werden ihr Gräßers Kollegen von der dortigen Bahnhofsmission erneut helfen. „Das haben wir im Vorfeld abgeklärt.“

Rund um Weihnachten ist die Einrichtung auch als Ansprechpartner gefragt. Im Innenraum sitzen rund zwanzig Menschen, überwiegend Männer. Die meisten erzählen und lachen, andere trinken stumm ihren Kaffee. Es sind vor allem Obdachlose und Einsame, die hierher gekommen sind, die ihren Heiligen Abend in der Bahnhofsmission verbringen. Mitarbeiter der Mission, fast ausschließlich Ehrenamtliche, bringen ihnen Kuchen und reden mit ihnen.

Nicht nur an Weihnachten

„Es ist für viele Menschen ein sehr sensibler Zeitpunkt“, sagt Gräßer. „Sie denken viel über sich nach, darüber was sie haben und was sie nicht haben. Sie sehen in der Stadt, wie die Menschen Geschenke kaufen, doch sie stehen nur daneben und schauen zu.“

Die Arbeit in der Weihnachtszeit sei wichtig, aber nicht der Alltag. „Wir sind für Menschen da, die verzweifelt sind, die jemanden brauchen, der ihnen zuhört und ihnen Mut macht“, sagt Bodo Gräßer. Nicht nur an Weihnachten. An jedem Tag im Jahr.