Duisburg. .

Die Qualitätsprobleme im Walsumer Steag-Kraftwerk brachten Hitachi Power Europe mit Sitz am Innenhafen in die Schlagzeilen. Doch weitaus schlimmer setzt die Energiewende dem Kraftwerksbauer zu. Nun sollen 200 von insgesamt 1100 Stellen in der Zentrale abgebaut werden.

Am Dienstag wurde der Betriebsrat informiert, am Mittwoch folgte die Belegschaft. Betroffen sind Projektmanager, Ingenieure und Kaufleute „auf allen Hierarchie-Ebenen“, wie Geschäftsführer Klaus Dieter Rennert erläuterte. Die Arbeitskräfte der Montage und Inbetriebnahme – rund ein Drittel der Belegschaft – seien vom Stellenabbau aber ausgeklammert. Auch die Tochterunternehmen seien nicht betroffen.

Rennert will das Unternehmen am Markt neu ausrichten. Spezialisiert hatte sich Hitachi Power auf den Bau von Kohlekraftwerken in Deutschland und im Ausland. Während das internationale Geschäft nach wie vor gut laufe, sei der Markt für Kohlekraftwerke in Deutschland nach der Energiewende „faktisch auf Null“.

Begonnen habe das Unternehmen im Jahr 2003 mit rund 300 Mitarbeitern und in der Erwartung, dass es bei den Vorgaben der damaligen Energiepolitik bleiben werde. Doch gerade zuletzt folgten „viele schnelle Richtungsänderungen“, besiegelt durch den Atomausstieg nach dem Unglück in Fukushima und der gesunkenen gesellschaftlichen Akzeptanz für Kohlekraftwerke, so Klaus Dieter Rennert. „Die Chancen im Ausland sind gut, aber es reicht nicht.“

Neue Ausrichtung

Künftig will sich Hitachi Power stärker auf den Service für bestehende Kraftwerke, und erneuerbare Energien (Biomasse-Kraftwerke) konzentrieren. Gleichzeitig wolle man den die Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken und Technologien zur Energiespeicherung vorantreiben. Ein weiteres Geschäftsfeld sei die Flexibilisierung bestehender Kraftwerksanlagen, damit sie die Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgleichen können.

Für das Walsumer Steag-Kraftwerk wird nach den Qualitätsproblemen mit dem verwendeten T-24-Stahl ein neuer Kessel aus anderem Material gebaut. Mittlerweile habe man zwar den Weg gefunden, diesen Stahl so zu behandeln, damit weder Risse noch Leckagen auftreten, doch kam die Lösung des Problems für Walsum zu spät.

„Im Kraftwerk Neurath wurde der Stahl nach dem neuen Verfahren behandelt, die Probleme tauchten nicht auf, im Februar geht es in den Probebetrieb“, erklärte Geschäftsführer Rennert. „Der Stahl ist auch nicht minderwertig, aber er verhielt sich bei der Inbetriebnahme des Kessels anders als erprobt und zertifiziert.“ Bei der Verarbeitung der Rohre werde das Material nun zuvor auf eine bestimmte Temperatur gebracht, wodurch es allen Belastungen, die zum Beispiel durch Biegen, Last und Schweißen entstehen, stand halte.