Duisburg. Der Anlagenbauer Hitachi Power Europa stoppt den Kohlekraftwerks-Neubau in Deutschland und wird bis März 2012 rund 200 Arbeitsplätze am Duisburger Innenhafen abbauen. Auch wenn der Stellenabbau möglichst sozialverträglich gestaltet werden soll, werden betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen.

Der Duisburger Anlagenbauer Hitachi Power Europa steigt aus dem Kohlekraftwerks-Neubau in Deutschland aus und wird bis zum 31. März 2012 rund 200 Arbeitsplätze an seinem Sitz am Innenhafen abbauen. Mit dieser bitteren Kunde trat heute Vormittag der Vorsitzende der Geschäftsführung Klaus Dieter Rennert vor die Belegschaft am Innenhafen.

Viele hatten es geahnt

Gänzlich unerwartet kam die schlechte Botschaft nicht. „Für viele war es klar angesichts der neuen Marktpolitik“, erklärte Rennert im Anschluss an die Betriebsversammlung auf einer Pressekonferenz. Die Mitarbeiter sollen möglichst sozialverträglich abgebaut werden, betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen, über einen Sozialplan soll nun ebenso verhandelt werden wie über eine Transfergesellschaft.

Klar ist laut Rennert, dass niemand aus den Bereichen Montage und Inbetriebnahme seinen Hut nehmen muss. Das ist rund ein Drittel der Beschäftigten. Der Stellenabbau soll vor allem bei Projektmanagement, Engineering und Verwaltung stattfinden.

Rennert nutzte die Pressekonferenz für herbe Kritik an der deutschen Politik. Die Energiewende sei nicht ausgewogen und nicht zu Ende gedacht. Die Planungssicherheit der Investoren sei durch die vielfachen Stellungswechsel der Regierung nicht mehr gegeben, der Markt sei bei Null. „Unter den Rahmenbedingungen, die heute herrschen, haben wir keine Zukunft“, so der Geschäftsführer: „Wir hatten hier ein gutes Geschäft. Das Geschäft ist zu Ende.“ Ein Geschäft, dass bei Hitachi Power Europe immer zwischen 65 und 70 Prozent des gesamten Marktes ausmacht.

Konzern will sich neu aufstellen

Nun will sich der Konzern neu aufstellen, um langfristig sein Überleben und damit immerhin noch 870 Arbeitsplätze in Duisburg zu sichern. „Service“ ist das Wort der Stunde, mit dem Hitachi Power Europe künftig punkten will. „Auch Neubauten brauchen Pflege und Wartung. Wir kennen die Anlagen in- und auswenig“, wirbt Rennert mit dem gesamten Know How aus dem Kohle-Kraftwerksbau. Ebenso auf dem Umbau von Kohlekraftwerken, Neubau von Gas-Kraftwerken und bei den erneuerbaren Energien will sich Hitachi künftig tummeln. Bei letzteren setzen die Kraftwerksbauer auf Biomasse.

„In England, Polen und den Niederlanden ist das ein großer Markt. Deutschland hinkt hier hinterher“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung. Auch bei der Windenergie will Hitachi künftig mitmischen. Nicht mit dem Bau von Windrädern, aber „aus vielen Windrädern einen großen Windpark machen. Das ist unsere Kompetenz“, so Rennert.

Ausstieg nicht wegen Stahl T 24

Nichts, aber auch gar nichts habe der Ausstieg aus dem Kohlekraft-Neubau mit den Problemen rund um den neuen Stahl T 24 zu tun, beteuerte Rennert. Im Kraftwerk Walsum, das Hitachi im Auftrag der Steag baut, hatte der Kessel aus diesem Stahl nicht gehalten. Ein neuer Kessel aus altbekanntem Material wird nun in Walsum eingebaut. (NRZ berichtete).

Mittlerweile habe Hitachi eine Lösung für T 24 gefunden, die im Kraftwerk Neurath bereits seit 1500 Betriebsstunden getestet wurde. „Nur für Walsum kam diese Lösung leider zu spät“, so Klaus Dieter Rennert.