Duisburg. Sie haben nicht gezögert: Als am Mittwochabend die Nachbarwohnung in Neuenkamp lichterloh brannte, gingen Michael Schneider, Oliver Walkenhorst und Olaf Kasumovic „da rein“ und retteten dem Mieter damit das Leben. Doch wie heldenhafte Retter fühlen sich die Männer nicht.

Nein, wie ein heldenhafter Retter fühlt er sich auch am Morgen danach nicht. Eine Selbstverständlichkeit sei es gewesen, sagt Michael Schneider, da rein zu gehen. Mit „da rein“ meint der 36-Jährige das brennende Appartement im Hinterhof seines Nachbarhauses auf der Essenberger Straße in Neuenkamp. Gemeinsam mit zwei weiteren Rettern, Oliver Walkenhorst und Olaf Kasumovic, befreite er den Mieter aus der brennenden und völlig verqualmten Ein-Zimmer-Wohnung. Diesen fanden die Helfer unter der laufenden Dusche (wir berichteten) und zogen ihn ins Freie. Der 31-Jährige ist außer Lebensgefahr, vernehmungsfähig sei er laut Polizei aber derzeit nicht.

Mittwochabend, gegen halb neun. Michael Schneider und seine Frau Bianca sitzen im Wohnzimmer, als sie plötzlich den beißenden Geruch von verbranntem Plastik wahrnehmen. Sie schauen in ihrer Wohnung nach, entdecken aber nichts. Dann geht Schneider auf die Straße und sieht, dass aus der Toreinfahrt des Nachbarhauses Rauch aufsteigt. Dort steht schon Olaf Kasumovic. Er hat gerade seine Nachtschicht bei einem anliegenden Betrieb für Metallwaren und Schweißtechnik begonnen, als er den Rauch bemerkt. Und Oliver Walkenhorst kommt hinzu, der – wie alle Anwohner des betroffenen Hauses – sich nach der Alarmierung sofort selbst ins Freie retten konnte.

Jede Sekunde zählt

Dieses Trio macht nicht nur das Hinterhof-Appartement als Brandort aus, sondern hört durch ein auf Kipp stehendes, kleines Fenster ein Wimmern und Stöhnen. Damit steht fest: Es ist noch jemand in der Wohnung! Da die Polizei und die Feuerwehr noch nicht am Einsatzort eingetroffen sind und jede Sekunde zählt, gehen die Männer kurzentschlossen selbst hinein. „Darüber denkt man nicht groß nach, man hilft einfach“, sagt Oliver Walkenhorst. Seine Lebensgefährtin Nicole Sprenger hatte in Windeseile nasse Handtücher als Atemschutz besorgt. Und Michael Schneider hatte einen großen Feuerlöscher aus seinem Hausflur geholt.

„Direkt hinter der Tür lagen eine Matratze und ein Fernseher, die in Flammen standen. Da habe ich mit dem Feuerlöscher draufgehalten“, rekonstruiert Schneider die Ereignisse. Als die Flammen erstickt waren, gingen sie rein. Fanden den Anwohner unter der Dusche kauernd. Weil sie lief, hatte sich die Kleidung des Opfers mit Wasser vollgesogen. „Wir haben ihn kaum zu packen bekommen, so schwer war er dadurch“, erzählt Schneider. Irgendwann hatten sie es aber geschafft. Und kaum hatten sie ihn im Innenhof abgelegt, trafen Polizei und Notarzt ein und kümmerten sich um den Schwerverletzten.

Dank von Polizei und Feuerwehr

„Die Polizisten und die Feuerwehrleute haben sich bei uns bedankt“, sagt Schneider. Danach habe er sich lange mit anderen Anwohnern und seiner Frau unterhalten, trotzdem habe er nur schwer in den Schlaf finden können. Letztlich überwiegt am Tag danach aber die Erleichterung darüber, dass der Nachbar gerettet ist und zumindest alle Helfer unverletzt geblieben sind.

Gestern Nachmittag untersuchten Mitarbeiter der Kriminalpolizei und ein Brandsachverständiger die Wohnung des Mannes mit Migrationshintergrund. „Einen fremdenfeindlichen Anschlag können wir ausschließen“, sagte Polizeisprecher Stefan Hausch. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde das Feuer im Inneren selbst verursacht. Laut WAZ-Informationen sollen in der Wohnung Rückstände von Brandbeschleunigern gefunden worden sein. Deshalb könnte es zu einer Verpuffung gekommen sein. Genauere Aufschlüsse soll eine Befragung des Opfers bringen.