Duisburg. . Vier Mafia-Gewaltgangster unerwartet auf freiem Fuß und alle haben etwas mit den Morden von Duisburg zu tun: Droht ein neuer Mafia-Konflikt - möglicherweise sogar wieder in Duisburg? Nein, meint Kripo-Mann Holger Haufmann.
Schon die Vorabmeldung des ARD-Polit-Magazins „Report München“ klang alarmierend. Dienstagabend ging die Botschaft dann über die Bildschirme des 1. Fernsehprogramms: „Das BKA befürchtet neuen Mafiakrieg in Duisburg.“
Denn: Der Auftraggeber eines Mafiamordes aus 2006 - jene Mordtat zwischen den Mafia-Clans Pelle-Vottari und Strangio-Nirta im süditalienischen Kalabrien, die dann ein halbes Jahr später die sechs Morde in Duisburg auslösten - ist vor zwei Monaten aus einem Hospital in Süditalien geflohen.
Wegen Formfehler freigelassen
Und: Ebenfalls im September, so berichtete gestern Abend das TV-Magazin, habe die italienische Justiz wegen eines Formfehlers mindestens drei verurteilte Mafia-Gewalttäter, von denen zwei einen Duisburgbezug hätten, auf freien Fuß gesetzt. Deswegen, so berichtete das TV-Magazin, schließe das BKA nicht aus, dass die nun freigelassenen oder geflüchteten Gewalttäter nach Deutschland zurückkehren könnten, wo sie bereits mehrere Jahre gelebt hätten. Bei erneuten Auseinandersetzungen zwischen den Familienclans könne auch Deutschland wieder zum Schauplatz werden.
Für Holger Haufmann, den erfahrenen Chef-Mafia-Fahnder bei der Duisburger Kripo, sind diese Nachrichten indes „weder beunruhigend“ noch „alarmierend“. Haufmann: Er kenne keine Meldung vom BKA, die vor einem neuen Mafiakrieg warne. „Außer Pelle, der kürzlich fliehen konnte, wissen die deutschen wie die italienischen Fahnder sehr genau, wo sich alle Beteiligten aufhalten - nämlich in Italien.“
Weitere Mordtat unwahrscheinlich
Ob der aus einem Krankenhaus geflohene Pelle, der dem Mafia-Clan der in Duisburg zu Schaden gekommenen Opferfamilie Pelle-Vottari angehört, tatsächlich nach Duisburg zurückkehrt, wo er schon einmal eine gewisse Zeit gewohnt hat, vermochte Kripomann Haufmann nicht zu beurteilen: „Was ich aber sagen kann, ist, dass beide Mafia-Clans den Teufel tun werden, noch einmal eine solche Mordtat in Duisburg oder in NRW durchzuführen.“
Denn die nachfolgende massive Ermittlungsarbeit der Polizei habe die kriminellen Mafia-Aktivitäten der ‘Ndrangheta dermaßen in ihrer Tiefenstruktur gestört und aufgemischt, dass sie diesen Fehler, so Haufmann, „mit Sicherheit nicht noch einmal begehen werden. “
Regelrechte Hinrichtung
Am 15. August 2007 waren in der Nähe des Hauptbahnhofs vor dem Restaurant „Da Bruno“ an der Mülheimer Straße sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 39 Jahren erschossen worden. Die Opfer wurden dabei regelrecht hingerichtet.
Diese Tat war der Höhepunkt einer blutigen Fehde zwischen zwei verfeindeten Familienclans der kalabrischen ‘Ndrangheta. Sie war die bislang gewalttätigste Mafia-Auseinandersetzung auf deutschem Boden. Als Haupttäter wurde im Juli dieses Jahres Giovanni Stragio in Italien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er sitzt nach wie vor in Haft.
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