Es war ein Treffen alter Freunde. Jonathan Darlington kam fünf Monate nach seinem Abschied von den Duisburger Philharmonikern zurück in das Theater, in dem er fast zehn Jahre als Generalmusikdirektor gearbeitet hat, um den Musikpreis der Stadt Duisburg in Empfang zu nehmen.

Mit Darlington ehre man eine Persönlichkeit, die die Duisburger Philharmoniker zu einer neuen Qualität geführt habe, betonte Bürgermeister Benno Lensdorf. Der Preis, der alljährlich in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung vergeben wird, gehe an einen Künstler, dem es gelungen sei, die Sympathie zwischen Publikum und Orchester zu steigern.

Die Laudatio hielt Tobias Richter, der Darlington nicht nur aus seiner Zeit als Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein bestens kennt. Richter, zurzeit Direktor des Grossen Theaters in Genf, und Darlington arbeiten gerade bei einer Inszenierung der „Entführung aus dem Serail“ eng zusammen.

Der 1956 in der Nähe von Birmingham geborene Sohn eines Pfarrers habe im Kammermusik-Ensemble seiner kunstsinnigen Eltern zunächst Bratsche spielen müssen, berichtete Richter. Erst später sei er zum geliebten Klavier gewechselt. Trotz früher musikalischer Erfahrungen war lange nicht klar, dass Jonathan Darlington einmal Musiker werden würde. Für den talentierten Sprinter und Weitspringer sei auch eine Profi-Karriere als Rugby- oder Cricketspieler denkbar gewesen.

Richter war fest davon überzeugt, dass sowohl die sportlichen Erfolge als auch die Erfahrung als Kammermusiker wesentlich zu Darlingtons Ansehen beigetragen haben. „Er wird von Musikern und Theaterleuten als exzellenter Teamspieler geschätzt.“

Zum Dirigenten wurde Darlington eher zufällig. Nach seinem Studium an der Royal Academy of Music in London machte er sich zunächst international einen Namen als Liedbegleiter am Klavier. Paris wurde zu seiner zweiten Heimat und hier gehörte er zum Team der neu gründeten Bastille Oper. Als zur Eröffnung mit dem „Figaro“ der Dirigent ausfiel, sprang der damals 34-jährige ein. Heute arbeitet der Echo-Preisträger weltweit, u.a. in Sydney, Toronto, Paris, Frankfurt oder an der Semperoper in Dresden.

In Duisburg habe er das Publikum mit Mahler, Bruckner und der angelsächsischen Musik vertraut gemacht, aber auch mit Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Mauricio Kagel, Tan Dun oder Gerhard Stäbler. Darlington habe mit beispielhafter Leidenschaft für Musiker und Publikum in Duisburg gearbeitet.

„Ihr seid in meinem Herzen“, rief ein sichtlich bewegter Jonathan Darlington den Duisburger Philharmonikern zu. Zu Tränen gerührt dankte er auch seinen verstorbenen Eltern und seiner Familie. „Bei allen Belohnungen, die das künstlerischen Leben bietet, bedeutet es auch einen riesigen Druck auf das Familienleben.“