Duisburg. . Zwischen Kohle und Natur: Die Rhein-Ruhr-Region polarisiert seit jeher, auch in der Literatur. Nur eine eindeutige Identität fehle, findet Jan-Pieter Barbian von der Duisburger Zentralbibliothek. Ein neues Buch soll helfen, das Ruhrgebiet von gestern und heute zu verstehen.

„Wenn es in 150 Jahren Geschichte des Ruhrgebiets eine relevante Frage gibt, dann die nach der Identität. Und die ist bis heute ungeklärt“, stellt Jan-Pieter Barbian fest. Literatur könne da helfen, das Gestern und Heute an Rhein und Ruhr zu reflektieren, zu verstehen. Mit der Neuerscheinung „Flussidyllen und Fördertürmen“ bringt der Direktor der Zentralbibliothek nun ein Buch heraus, dass sich mit den schönen und weniger schönen Sichtweisen vom Ruhrgebiet in der deutschen Literatur auseinandersetzt.

Von Begeisterung bis Ekel – schon immer habe das Ruhrgebiet polarisiert, auch in der Literatur. Mit dem neuen Buch solle vor allem Ruhrgebiets-Literatur angeregt werden, die von Autoren aus der Region stammt. So könne man für Nachhaltigkeit sorgen, wo andere bislang scheiterten: „Das Kulturhauptstadtjahr hätte langfristig vernetzen und Strukturen stärken können, hat diese Chance aber leider verpasst“, kritisiert Barbian bei der Buchvorstellung. Gerade die Literatur im Ruhrgebiet sei besonders facettenreich, gerate aber schnell in Vergessenheit. „Das wollen wir mit dem Buch verhindern“, erklärt Dr. Ludger Claßen, Geschäftsführer des Klartext-Verlags, in dem das Buch erscheint.

320 Seiten umfasst „Von Flussidyllen und Fördertürmen“, es ist der dritte Band einer Reihe über Ruhrgebiets-Literatur. Die Texte gehen hervor aus einer Tagung des Fritz-Hüser-Instituts in der Ruhrorter Schifferbörse im vergangenen Jahr. 13 Autoren befassen sich mit der „Literatur an der Nahtstelle von Ruhr und Rhein“. Von heute kaum bekannten Ruhrgebiets-Romanen wie „Kohlepott“ über Arbeiterliteratur bis hin zur Rolle des Rundfunks sind die Themengebiete weit gefasst. Mitherausgeberin Hanneliese Palm: „Es ist eine Art Erinnerungsarchiv.“

Der Strukturwandel habe die Grenzen der Arbeiterliteratur verwischt, doch noch immer laufe sie sehr intensiv. Jan-Pieter Barbian hofft nun, dass „Von Flussidyllen und Fördertürmen“ die Ruhrgebiets-Literatur und ihre Forschung weiter vorantreibt. Der „Illusion“ Metropole Ruhr würde das gut zu Gesicht stehen: „Nach dem Jahr der Kulturhauptstadt herrscht hier nämlich schon wieder Katerstimmung“, findet Barbian.