Seit 1997 vermittelt der Kinderschutzbund Wunschgroßeltern. Die Nachfrage ist groß. Nachwuchs gesucht
Wunschzettel entpuppen sich oft als lange Listen teurer Wünsche: Spielzeug, Computer oder die neueste Spielekonsole stehen ganz weit oben. Nicht so beim fünfjährigen Erik. Er wünschte sich eine waschechte Oma – und hat sie bekommen. „Heute ist der schönste Tag in meinem Leben”, strahlte er, als er die zum ersten Mal traf. „Jetzt hab ich endlich eine Oma.” Möglich wurde das durch ein Projekt des Kinderschutzbunds.
„Ein Generationenprojekt” nennt die Vorsitzende Gerhild Tobergte es. „Es geht weder um Babysitting noch darum, die Eltern zu entlasten.” Im Mittelpunkt soll vielmehr das Kind stehen, das dank des Projekts auf einmal zum Enkel wird. Selbst wenn die leiblichen Großeltern noch leben, verlieren viele Kinder durch Scheidung oder Umzug den Kontakt zu ihnen. Tobergtes Anliegen ist es, „dass das Kind eine Beziehungsebene dazugewinnt, die es in einer Zwei-Generationen-Familie nicht hat.”
Acht Omas und Opas im zweiten Enkelfrühling kümmern sich im derzeit um zwölf Kinder. Sie treffen sich regelmäßig mit dem späten Familienzuwachs. „Die Kinder haben erstmal gestaunt, wie's bei uns zugeht: gemeinsames Essen, viel Lesen, Spielen”, erzählt Dieter Fieblkorn. Zusammen mit seiner Frau Edith sind die beiden nun schon in der dritten Generation Wunschgroßeltern. Die ersten Wunschenkel sind bereits mitten in der Pubertät, trotzdem hält der Kontakt immer noch an. „Es ist ein Geben und Nehmen”, findet Fieblkorn.
Das sieht Mechthild Happe ganz genauso. Alle zwei Wochen kommen Maurice und Vivian „zum rumbandusen” zu ihr. „Mein Enkel ist schon fast erwachsen, ich bin Witwe”, erklärt sie ihren Einsatz. Da habe sie „eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung” gesucht.
Mit dem Projekt möchte der Kinderschutzbund der schnellebigen Zeit etwas entgegensetzen. „Wir leben in einer Zeit, in der ein alter Mensch nichts mehr gilt”, bedauert Tobergte. Die Wunschgroßeltern tragen dazu bei, „dass Kinder erfahren: Alte Menschen haben etwas zu geben.”
Nachwuchs gesucht
Der Kinderschutzbund sucht Nachwuchs für sein Projekt. Wer auch eine Wunschoma oder ein Wunschopa werden möchte, kann sich in der Geschäftsstelle an der Adlerstraße 57, 47055 Duisburg, Montags bis Donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr informieren oder unter 0203 35 35 22 anrufen. Wichtig: Wunschgroßeltern müssen zum Wohl der Kinder ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.