Duisburg. .

Der ASC Duisburg ist 102 Jahre alt, viele Duisburger sind mit dem Verein groß geworden. Geschichten und Anekdoten gibt es jede Menge. 3278 Mitglieder zählt Duisburgs größter Sportverein.

Sein markerschütternder Pfiff ist allen in Erinnerung geblieben. Die Jugendlichen, die die Sommertage der 40er- und 50er-Jahre beim ASC Duisburg verbrachten, spurten, wenn der Bademeister Rudi Hörnemann die allzu vorwitzigen jungen Leute zur Räson rief. „So laut, wie andere auf den Fingern pfeifen, so laut konnte er pfeifen, ohne die Finger zur Hilfe zu nehmen. Wenn man erwischt wurde, dann gab es lange Ohren“, schmunzelt Richard Strauch. „Wehe, der hatte irgendwo ein Kofferradio gesehen, ,Wimmerkästge’ hat er die genannt, dann war aber was los.“

Es sind Geschichten und Anekdoten wie diese, die die älteren Mitglieder des ASC Duisburg zuhauf erzählen können, und die wohl auch den Charme des 102-jährigen Klubs ausmachen – des größten Sportvereins in Duisburg.

ASC Duisburg.jpg
© NRZ

Richard Strauch und seine Frau Ilse zum Beispiel halten dem Amateur, wie der Verein kurz genannt wird, seit 1946 die Treue. Der Verein ist Teil ihres Lebens geworden. Als junge Leute verbrachten sie ihre Sommer am Ufer des Barbarasees, schwammen, spielten Wasserball oder Ringtennis und verliebten sich. „Er ist mir damals auf den Kopf gesprungen“, lächelt Ilse Strauch. Passend, denn seither gehen sich die beiden nicht mehr aus dem Kopf. Seit über 53 Jahren schon nicht mehr. 1958 wurde geheiratet. Und auch die Kinder und die vier Enkel sind beim ASCD groß geworden.

Beim ASCD verliebt

Die Familie wird beim ASCD seit jeher groß geschrieben. „Wir haben die Liebe zum Amateur mit der Muttermilch aufgenommen, unsere Eltern waren schon Mitglieder. Der ASCD war so etwas wie unser zweites Zuhause“, erzählen Klaus und Dieter Meyer, Mitglieder seit 65 Jahren. „In den frühen 50er Jahren gab es hier außerdem die schönsten Mädchen“, sagt Friedel Osselmann mit einem Augenzwinkern. Der Vereinspräsident kam 1949 in den Verein und weiß seitdem viele Vorzüge des Klubs zu schätzen. „In den 50er- und 60er-Jahren gehörte es im Prinzip zum guten Ton, entweder beim ASCD oder beim Club Raffelberg zu sein.“

Viele lockte die idyllische Anlage, andere, so wie Heinrich Becks, kamen, um beim ASCD Sport zu treiben. „Ich war erst bei TuRa 88, habe dort Fußball gespielt. Aber das konnte ich nicht wirklich“, lacht der 80-Jährige. „So bin ich dann zum ASCD gekommen. Hier musste man sich damals verpflichten, Sport zu treiben.“ Der Sport ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens. Weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt wurde der Klub unter anderem für seine erfolgreichen Wasserballer. Fünf Mal wurden die Jungs von der Wedau zwischen 1957 und 1968 Deutscher Meister. „Wenn hier Spiele waren, dann passte auf den Zuschauerrängen manchmal keine Maus mehr dazwischen“, blickt Friedel Osselmann, unter anderem Olympiateilnehmer 1956 und 1960, auf diese Zeit zurück.

Winterfeste, das traditionelle Anschwimmen zur Saisoneröffnung, stimmungsvolle Bootsfahrten und Wettschwimmen im See – auch hiermit verbinden die treusten der ASCDler in der Rückschau viele schöne Erlebnisse und Geschichten. Geschichten wie die von Helmut Rütters, der mit nur einem Bein jedes Jahr das Klönne-Gedächtnisrennen gewann. Oder die von Karlo Blaeser, dem „schönsten Mann im Amateur.“

Helmut Klute ist seit 80 Jahren Mitglied

Aber auch jene, die Helmut Klute zu erzählen weiß. Der 93-Jährige ist immerhin seit 80 Jahren im Verein. Viele Erlebnisse blieben im Gedächtnis haften. Als Schwimmer und als Wasserballer war er nach dem Krieg Ansprechpartner für die jüngeren Mitspieler und immer für einen Spaß zu haben. „Über und über mit Schlamm beschmiert sind wir einmal aus dem See gestiegen und haben die Frauen erschreckt. Das gab vielleicht ein Geschrei“, erzählt Klute, der noch immer täglich mit dem Fahrrad zur Anlage an der Kruppstraße kommt, um seine Bahnen im See zu ziehen. Dass sich der Verein natürlich im Laufe der Jahre verändert hat, kann das ASCD-Urgestein am besten bezeugen. „Vor dem Krieg und noch viele Jahre danach, lief das Vereinsleben vielleicht noch etwas familiärer ab als heute“, meint Klute, der dem Charme des Amateurs aber auch nach 80 Jahren noch immer genauso erlegen ist wie am ersten Tag. Und auch die nächsten 100 Jahre werden Veränderungen bringen, aber eines wird bleiben. „Wer schon einmal am Ufer gesessen hat, mit dem Blick auf den See, der will hier nicht mehr weg.“ Da sind sich jene, die es wissen müssen, ganz sicher.