Duisburg.

Auch im Duisburger Straßenbild sind Fahrradhelme eher eine Seltenheit. Kaum ein Fahrer trägt sie. Eine Helmpflicht, wie von Bundesinnenminister Peter Ramsauer (CSU) angeregt, stößt auf wenig Gegenliebe

Es passiert schneller als man denkt, gerade im dichten Stadtverkehr. Ein Auto schert aus, der Radfahrer muss bremsen und segelt in hohem Bogen über den Lenker. 317 Fahrradunfälle verzeichnete die Polizei Duisburg bis zum 30. September diesen Jahres. Davon überzeugt, dass ein Helm die Verletzungen dabei deutlich mindert, ist Dr. Michael Leenen von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik: „60 bis 80 Prozent der leichten Schädel-Hirnverletzungen könnten durch einen Helm verhindert werden“, meint der Chirurg. Und auch bei mittelschweren Unfällen böten sie guten Schutz. „Mit einem Helm gibt es leichtere Gehirnerschütterungen oder sogar keine. Die Polsterung fängt viel Energie nach einem Sturz auf.“ Im Prinzip rät der Mediziner dazu, einen Helm zu tragen. Auch im Hinblick auf die neuen Pedelecs, Fahrräder mit elektrischer Unterstützung. Die fahren zwar maximal 25 km/h, „aber ein Sturz auf die Straße bei dieser Geschwindigkeit kann zu schweren Verletzungen führen“, so Dr. Leenen.

Von einer Helmpflicht will trotzdem kaum jemand etwas wissen. Zu den Gegnern gehört auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Seine Sorge ist, dass dann noch weniger Menschen überhaupt auf das Rad umsteigen. Diese Befürchtung kennt der Duisburger Tourenleiter Günther Tullius gut: „Ich höre öfter: Wenn eine Pflicht kommt, fahr ich kein Rad mehr.“ Dabei weiß er, dass so ein Schutz generell sinnvoll ist. „Vom Sicherheitsaspekt her ist ein Helm zu begrüßen. Aber beim ADFC schlagen da zwei Herzen in einer Brust.“ Tullius selber greift auch nur in Ausnahmen zum Fahrradhelm. „Bei großen Gruppen von 50 oder 60 Leuten trage ich auch einen“, meint er. Aber seiner Erfahrung nach gehört er damit zu einer Minderheit, nur ungefähr ein Drittel aller Teilnehmer fahre mit Helm.

Nach dem Grund gefragt, ohne Kopfschutz unterwegs zu sein, geben die meisten Fahrer sehr ähnlich klingende Antworten. So meint der 46-jährige Jürgen Pucholt: „Wir sind früher auch immer ohne Helm gefahren.“ Ein oft genanntes Argument bringt auch Florian Weidlich (16) vor: „Ich fände eine Pflicht dämlich. Die machen nur die Frisur kaputt. Ein Unfall wird mit Helm auch nicht besser.“ Auch Christina Gross (22) möchte keinen Helm tragen: „Da geht die Frisur kaputt.“ Doch sie ergänzt: „Für Kinder wäre das eher sinnvoll.“

Gerade in diesem Bereich scheint sich etwas zu tun, wenn es um Helme geht. Auch wenn keine Pflicht für Kinder besteht, tragen viele von ihnen den Kopfschutz. Dr. Michael Leenen meint: „Bei Kindern scheint sich das ganz gut zu entwickeln. Ich selber achte auch darauf, dass meine einen Helm tragen. Schließlich weiß ich, was passieren könnte.“ Und Günther Tullius ist zuversichtlich. „In zehn Jahren könnte sich das schon eingespielt haben. Wer jetzt als Kind einen Helm trägt, legt den wahrscheinlich als Erwachsener nicht mehr ab.“