„Die Partei fliegt nur mit beiden Flügeln“. Der das so flügelübergreifend sagt, ist der Kreissprecher der Bündnisgrünen, Matthias Schneider: Der, dem Kritiker aber eher einseitigen linken Flügelschlag vorwerfen; gegen den zudem ein Abwahlantrag im Raum steht. Ein Vorwurf: Polarisierung.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Mitte November wird sich die Grünen-Parteibasis nun mit dem Misstrauensantrag gegen den 51-jährigen Kreissprecher Matthias Schneider beschäftigen, nachdem der Oktober-Termin kurzfristig abgesagt werden musste, weil Einladungen – oder zumindest eine – nicht ordnungsgemäß verschickt wurden. So reumütig der Vorstand um Schneider die Panne einräumte, so augenfällig ist, dass sie genügte, um für neuerlichen Wirbel zu sorgen. Wer will da Zeit schinden?

Schneider selbst will eigentlich lieber über Inhalte reden: Über das grüne, ökologische Politik-Profil, über Nutzen und Frommen des rot-rot-grüne Bündnisses etwa in der Jugend-, Sozial- oder Kulturpolitik . Doch Schlagzeilen macht nun mal derzeit der parteiinterne Personenstreit, hinter dem freilich der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Realos und Linken, zwischen immer noch leidenden SPD-Geschundenen und Rot-Grünen steht, der sich auch an der Positionierung zu schwarz-grünen Zeiten und vor allem namentlich in der Loveparade-Aufarbeitung an der Sauerland-Frage festmacht. Symptomatisch dafür der zurückliegende, mehr als semantische Streit, ob man nun zur Teilnahme am OB-Abwahlverfahren „auffordert“ oder sie „empfiehlt“. Es gilt überdies, betont Schneider, die mehrheitlich beschlossene Rücktrittsforderung an den OB.

Schneider stellt klar: Der Abwahlantrag gegen ihn hin oder her, er würde im Januar, wenn ohnehin turnusgemäß die Vorstandswahlen anstehen würden, wieder kandidieren. Was soll da eine Abwahl-Forderung zwei Monate vorher? Die freilich ist mit außerordentlich harten Vorwürfen gegen Schneider versehen. Dass er in seiner Kritik an dem bündnisgrünen Stadtdirektor Greulich („Der soll gefälligst grüne Politik machen“) übers Ziel hinausschoss, räumt Schneider ein. Die anderen Vorhaltungen nennt er „ungeheuerlich“ und „verletzend“.

Einen autoritären Führungsstil hatte ihm der frühere Kreissprecher Reiner Neumann vorgeworfen, eine „Atmosphäre der Missgunst und des Misstrauens“, von unerträglichen zwischenmenschlichen Situationen war die Rede. Der Ortsverband Mitte um Norbert Knabben und die „Finkenkrug-Connection“ stieß ins gleiche Horn.

Schneider stuft die Vorwürfe als politisch motiviert ein und sieht sie als Ausfluss eben der Bi-Polarität der Grünen. „Es hat was damit zu tun, dass Leute ständig Abstimmungen verlieren. Aber so ist Demokratie.“ Er habe sich, schreibt Schneider an die Basis, „etwas mehr als anderthalb Jahre einen großen Teil meiner Freizeit damit verbracht, die grüne Partei in Duisburg zusammen zu halten, die Konflikte zu entschärfen und dabei die inhaltliche Arbeit zu befördern“.

„Wenn wir die Sauerland-Frage herausnehmen, machen wir in Partei und Fraktion eine gute Arbeit“, betont Schneider zugleich. Auch das rot-rot-grüne Ratsbündnis, das Schneider maßgeblich mit vorbereitet hat, hält er für tragbar – trotz häufigen Ausscherens der grünen Ratsfraktionen oder Alleingängen der SPD bei zahlreichen Entscheidungen : „Da bin ich ganz optimistisch.“ Vor allem bei der alles überlagernden Frage der Haushaltssanierung „sind SPD und Linke die richtigen Partner“.