Duisburg. .
Schlaganfall, Demenz, Sturz – wenn ein Elternteil oder der Partner ganz plötzlich zum Pflegefall wird, ist dies eine der Situationen im Leben, in denen sich alles ändert.
„Wie ist Pflege für meine Liebsten möglich? Und was bedeutet das für mein Leben?“, fragen sich Kinder und Partner, wenn sie von einem Tag auf den anderen zum pflegenden Angehörigen werden. Ein Modellprojekt der Universität Bielefeld will helfen, den Angehörigen Antworten auf diese Fragen zu geben. Drei Duisburger Kliniken beteiligen sich an dem Projekt, das Beratung und Hilfestellung bereits im Krankenhaus verbessern und so Übergang vom Klinikbett in die häusliche Pflege erleichtern soll.
Im Klinikum Duisburg, im Bethesda Krankenhaus und im Katholischen Klinikum mit seinen Häusern (St. Johannes, St. Barbara, St. Vincenz und Marien-Hospital sowie die Rhein-Klinik) werden die Maßnahmen gerade eingeführt und zum Teil auch schon angewendet. Neben umfassenden Beratungsgesprächen vermitteln Pflegetrainings am Patientenbett und zu Hause den Angehörigen grundlegende Pflegetechniken. Auch in Kurzpflegekursen wird auf die neue Situation vorbereitet. Gesprächskreise sollen dem Austausch der Angehörigen untereinander dienen.
Wie wichtig solche Hilfestellungen sind, wissen die beteiligten Krankenhäuser schon lange, mit dem Modellprojekt gibt es nun auch einen gangbaren Weg, die bestehende Maßnahmen aufzustocken und zu verbessern. „Die Rahmenbedingungen stimmen endlich“, sagt Werner Kolbach, Pflegedirektor am Katholischen Klinikum. Damit meint er auch den finanziellen Rahmen: Gefördert wird das Projekt von der AKO Rheinland/Hamburg. So können Krankenhauspatienten die Angebote kostenlos in Anspruch nehmen und dies unabhängig davon, bei welcher Krankenkasse sie versichert sind. Die Uni Bielefeld begleitet das Projekt, baut es aus und bessert nach, wo immer es notwendig ist.
Die Verantwortlichen der beteiligen Krankenhäuser sind der einhelligen Meinung, mit dem Modellprojekt den schwierigen Übergang alter Menschen in die Pflegebedürftigkeit besser gestalten zu können. Letztlich auch zum Wohle der Patienten. Wolfgang Brauers, kaufmännischer Direktor am Klinikum Duisburg: „Ein solch’ umfassendes Angebot fehlte bisher. Oft gibt es eine Art Drehtüreffekt. Patienten, die wir entlassen haben, kommen nach kurzer Zeit wieder.“ Der Grund seien häufig Pflegefehler oder Überlastung der Angehörigen.
Yvonne Weber, Krankenschwester im Klinikum Duisburg, weiß, wie wenig es manchmal braucht, um Angehörige zu unterstützen: Oft gehe es um Kleinigkeiten, berichtet sie aus ihrem neuen Alltag als ausgebildete Pflegeberaterin: Wie setzt man jemanden in den Rollstuhl? Wie beantragt man eine Pflegestufe? Manchmal hilft auch schon das offene Ohr: „Es tut den Angehörigen gut, dass ihnen mal jemand eine halbe Stunde zu hört.“