Trotz hoher Kosten will Haniel das neoklassizistische Gebäude an der Dr.-Hammacher-Straße 3 erhalten.

Dr.-Hammacher-Straße 3, Giselher Dahlbender
Foto: Gregor Herberhold
Dr.-Hammacher-Straße 3, Giselher Dahlbender Foto: Gregor Herberhold © WAZ

Haniel ist dafür bekannt, in Ruhrort so manches alte, denkmalgeschützte Gebäude aufzupolieren und für eigene Zwecke zu nutzen. Angekauft wurden auch zwei Gebäude in direkter Nachbarschaft der Firmenzufahrt an der Dr. Hammacher-Straße: Die ehemalige Dahlbender-Villa mit der Hausnummer 3 und das Ev. Gemeindehaus mit der Hausnummer 4-6. Beides stattliche Bauwerke, die das Bild von Ruhrort geprägt haben. Während das Gemeindehaus von außen einen guten Eindruck macht, wirkt das „weiße Haus” gegenüber sehr renovierungsbedürftig.

Giselher Dahlbender im Jahr 2005 in seinem Haus Dr. Hammacher-Str. 3 in Duisburg-Ruhrort mit seiner Mutter Gisela 
Archivbild: Ulla Michels
Giselher Dahlbender im Jahr 2005 in seinem Haus Dr. Hammacher-Str. 3 in Duisburg-Ruhrort mit seiner Mutter Gisela Archivbild: Ulla Michels © WAZ

Und das ist es auch, wie sich schnell herausstellte, als der letzte Eigentümer, Giselher Dahlbender (63), erst einmal seine Koffer gepackt hatte und die Zimmer leergeräumt waren. Dahlbender, Sohn des ehemaligen Ruhrorter Musikverlegers Alfred, hatte gehofft, dass das Haus mitsamt seinem kompletten Innenleben als Denkmal erhalten bleibt. Aber: Der Zustand des Gebäudes sei, so Haniel-Geschäftsführer Udo Hemker, dermaßen schlecht, „dass wir schon an einen Abriss dachten”. Hemker weiter: „Das Gebäude ist eine Katastrophe. Der Holzwurm sitzt in den Deckenbalken und Schwamm hat sich ausgebreitet. Herr Dahlbender soll froh sein, dass er raus ist. Das Haus hätte zusammenbrechen können!”

Dr.-Hammacher-Straße 3, Ruhrort, Familie Dahlbender
Dr.-Hammacher-Straße 3, Ruhrort, Familie Dahlbender © WAZ

Die Schädlinge befinden sich vor allem in den Deckenbalken; sie müssen teilweise behandelt, teilweise ausgetauscht werden. „Da wird es nicht möglich sein, die alten Stuckdecken zu erhalten”, sagt Hemker, der wie jeder Bauherr darauf achten muss, dass die Kosten nicht explodieren. Zusammen mit der Städtischen Denkmalbehörde soll nun ein Konzept erarbeitet werden, das eine Sanierung im wirtschaftlich akzeptablen Rahmen ermöglicht und gleichzeitig sicherstellt, dass die Räume später als Büros und Archiv genutzt werden können. Üblicherweise, so Hemker, müsse man bei solchen Sanierungen mit 1000 Euro pro Quadratmeter rechnen, „hier liegen wir deutlich darüber”.

Trotzdem steht für Hemker fest: Das Gebäude als solches soll gerettet werden. Giselher Dahlbender, der jetzt im Nordschwarzwald lebt, ist erleichtert, er hatte schon befürchtet, sein Elternhaus könnte abgerissen werden. Wann die Villa mit 350 qm Nutzfläche wieder nutzbar ist, steht noch in den Sternen.

Offen ist auch, wann das ehemalige Gemeindehaus aus dem Jahr 1902, das 1985 unter Denkmalschutz gestellt wurde, wieder bezogen werden kann. Haniel will dort Kongresse und Seminare abhalten, eventuell Teile auch als Archiv nutzen. Geschützt wurde dieser Komplex, weil er unter anderem karolingische Fensterformen, zahlreiche Säulen, einen renaissanceartigen Treppengiebel, romanische Galerien und niedersächsische Fachwerkgauben-Abschlüsse besitzt. Das Problem aus Haniel-Sicht: Das Gebäude sehe zwar sehr schön aus, lasse sich wegen der Denkmalschutz-Auflagen aber nicht gut dämmen. Dadurch erreicht das es nach der Sanierung nicht die aktuell geforderten Energiespar-Werte. Die allerdings müssten bei so alten Gebäuden auch nicht eingehalten werden, berichtet Hemker.

Stadtvilla

Das Gebäude wurde 1870 von der Reederfamilie de Gruyter errichtet. Rund 50 Jahre später erwarb es der Ruhrorter Verleger Alfred Dahlbender. Er residierte und arbeitete dort. Nach dem Tod des Vaters (er starb 1997 im Alter von 77 Jahren) lebten Sohn Giselher (heute 63) und Mutter Gisela gemeinsam in dem Haus. Gisela Dahlbender verstarb vergangenes Jahr im Alter von 85 Jahren. Sohn Giselher verkaufte das Gebäude an Haniel und zog nach Alpirsbach, wo er heute in ländlicher Umgebung lebt. Das Haus wird von den Denkmalschützern als „neoklassizistische, herrschaftliche Villa” bezeichnet. Es sei ein „bedeutendes Zeugnis der industriellen Entwicklung Ruhrorts”.