Welche Schulformen wird es in absehbarer Zukunft eigentlich noch in dieser Stadt geben? Verschwindet die Hauptschule und mit ihr die Realschule? Werden diese durch eine Sekundarschule ersetzt?
Mit dieser Frage beschäftigte sich jetzt der Schulausschuss des Rates, als er in erster Lesung über den zweiten Jahresbericht dieser Art, den Schulentwicklungsplan 2011, zu beraten hatte. Beraten wurde indes noch gar nichts; die Politik ließ sich zunächst von der Verwaltung nur informieren über neue Fakten und Einschätzungen zum kniffligen Thema Struktur und Reform von Schule.
Dass die weiterführenden Schulsysteme - das Dreigliedrige plus das Integrierte - neu aufgestellt werden müssen, ist spätestens seit dem rot-grünen Scheitern des geplanten landesweiten Modellversuchs von der Gemeinschaftsschule unvermeidlich. Denn die Hauptschulen sind tot. Jetzt also soll unter bestimmten Voraussetzungen eine neue „Sekundarschule“ her - darauf haben sich im Sommer auf Landesebene die Landtagsfraktionen verständigt.
Vier Modelle zur Auswahl
Und vor diesem Hintergrund stellte am vergangenen Donnerstag der Geschäftsführer der Duisburger Bildungs-Holding, Ralf Hörsken, an die lokale Politik die Frage: „Welche Schulstruktur soll es denn für Duisburg sein?“
Vier Modelle (A bis D) hat die Verwaltung der Politik vorgeschlagen: Alle vier sehen den festen Fortbestand von Gymnasium und Gesamtschule vor (die Variante A zwei Säulen), wobei dann in der Variante B) neben Gymnasium + Gesamtschule die neue Sekundarschule hinzukommen könnte, in Variante C) neben Gymnasium, Gesamtschule, Sekundarschule dann noch die Realschule als dauerhafte vierte Schulform hinzukäme, oder als Variante D) die Realschule als Schule, die in der Sekundarschule aufgehen kann. Die Hauptschule soll in Duisburg nicht mehr angeboten werden; die Eltern haben sich längst von ihr abgewendet. Ihre Klientel würde sich dann auf das System von Gesamtschule, neuer Sekundarschule und /oder alter Realschule verteilen. Soweit der Plan.
Doch wie schnell will die Politik starten? Sollen noch im kommenden Jahr 2012 neue (allerletzte) Eingangsklassen an den Mini-Hauptschulen gebildet werden? In welchem Umfang sollen die Realschulen aufrechterhalten werden? Sollen Gesamtschulen ohne eigene Oberstufe sofort zur Sekundarschule umgewandelt werden, oder sollen sie durch eine Erweiterung oder Kooperation die Chance auf eine eigene Oberstufe erhalten? Sollen in Duisburg überhaupt Sekundarschulen gegründet werden? Fragen über Fragen, die die Experten der Bildungs-Holding gerne von ihren verantwortlichen Schulpolitikern beantwortet hätten.
Nicht sofort, aber doch in naher Zukunft. Im Oktober werden sich alle Fraktionen zusammensetzen, um auszuloten, ob ähnlich wie im Land auch in dieser Großstadt ein schulpolitischer Konsens möglich ist. Von Rot-Rot-Grün war schon im Schulausschuss zu hören, dass sie die Variante D (Gymnasium, Sekundarschule, Gesamtschule und Realschule, die langsam abbaut und ins System Sekundarschule gleitet) als künftige Schulstruktur für die Stadt favorisieren. Aber was sagt die CDU dazu, was die anderen?
Übrigens: Keine Schulstrukturreform ohne Mitsprache der Eltern am Ort. Dies hat der Gesetzgeber ausdrücklich so vorgeschrieben. Die Stadt wird also dazu eine umfängliche Befragung durchzuführen haben.
1. Nachtrag: Im Grundschulbereich gibt es deutliche Überkapazitäten. Von derzeit bestehenden 84 Grundschulen könnten rein rechnerisch sofort 24 Standorte dicht gemacht werden und alle Schüler fänden immer noch ausreichend Platz. Doch „wohnortnahe Grundschul-Versorgung“ ist hier das politische Stichwort, das natürlich eine große Rolle spielt.
2. Nachtrag: Mit dem neuen Schulentwicklungsplan 2011 hat die Verwaltung auch einen Sporthallen-Bedarf formuliert - über die nächsten 10 Jahre hinweg. Er zeigt einen Fehlbedarf von 42 Turnhalleneinheiten im Schuljahr 2020/2021 auf, trotz sinkender Schülerzahlen.
3. Nachtrag: Sie sind Duisburgs größte Schulen – die neun städtischen Berufskollegs. Über sie finden sich im Schulentwicklungsplan keine planerischen Aussagen.