Duisburg. .

Mama muss ins Heim. Aber wo ist sie am besten aufgehoben? Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gewinnt das Thema Pflege immer mehr an Brisanz - und wird oftmals zur belastenden Gewissensfrage für die Angehörigen.

Eine Orientierungshilfe bei der Wahl eines Heimplatzes verspricht das Internetportal www.heimverzeichnis.de. Dort können Verbraucher bundesweit mehr als 2000 begutachtete Alten- und Pflegeheime vergleichen - darunter auch Duisburger Einrichtungen. Bislang allerdings nur vier. Von mehr als 40 Pflegeheimen im Stadtgebiet.

Wie zu Hause fühlen

Ein grüner Haken ziert das multikulturelle DRK-Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“ in Hochheide. Ebenso wie die Cordian Hausgemeinschaften Laar sowie die beiden HEWAG Seniorenstifte Duissern und Wanheimerort. Und das bedeutet: Hier ist Lebensqualität vorhanden. Das verspricht die „Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung“ (BIVA). Der unabhängige Verband ist Träger des Projektes „Heimverzeichnis“. Seit zwei Jahren sind in seinem Auftrag 150 Gutachter mit umfangreichen Fragebögen unterwegs, um einen Wegweiser in den Dschungel der Heim-Landschaft zu bauen.

Rund sechs Stunden Zeit nehme sich ein Gutachter, um herauszufinden, ob sich die Bewohner eines Heims dort „wie zu Hause“ fühlen können, erklärt BIVA-Vorsitzender Heinz Drenkberg: „Lebensqualität definieren wir aus der Sicht der Bewohner, ganz konkret aus dem erlebten Alltag.“ So befragen die Ehrenamtlichen auch in Duisburg Heimbewohner, besichtigen die Häuser, nehmen an den Mahlzeiten teil und führen Interviews mit Heim- und Pflegedienstleitung sowie dem Bewohnerbeirat.

Die gewonnen Ergebnisse können exakt im Internet verglichen werden: Neben einem Steckbrief der Heime führt ein weiterer Klick zur „Verbraucherfreundlichkeit“. Hier sind alle erfüllten Kriterien aufgelistet, aufgesplittet in die drei Bereiche Autonomie (Informationsangebote, Selbstbestimmung- und -verwirklichung, Hilfe zur Selbsthilfe), Teilhabe (Austausch mit anderen Menschen, Beteiligung am gesellschaftlichen Leben, Mitwirkung in Heimangelegenheiten) und Menschenwürde (Respekt vor dem Individuum, Schutz der Privat- und Intimsphäre, Recht auf Sterben in Würde). Nur wenn in jedem der drei Komplexe mindestens 80 Prozent der insgesamt 121 Bewertungskriterien erfüllt sind, vergibt die BIVA den grünen Haken - für die Dauer eines Jahres.

Noch ist die Datenbank im Aufbau: Bisher hätten sich etwa 20 Prozent aller Heime begutachten lassen, heißt es auf der Homepage. Und das ist der entscheidende Punkt. Denn ob begutachtet wird, liegt an den Trägern selbst. Die BIVA ist sich jedoch sicher, dass viele weitere Einträge hinzukommen werden: „Immer mehr Alten- und Pflegeheime stellen sich der Begutachtung. Sie tun dies, um ihre gute Arbeit sichtbar zu machen, aber auch weil sie wissen, dass die Ansprüche an die Einrichtungen gestiegen sind.“ Entsprechend hoch gesteckt ist das Ziel der Initiative: „Erstmals eine umfassende Datenbank aller in Deutschland verfügbaren stationären Betreuungsangebote für ältere Menschen in quantitativer und qualitativer Hinsicht zu erstellen.“

Stiftung Warentest

Dieses Anliegen befürwortet grundsätzlich auch Wilma Katzinski, Geschäftsführerin der AWOcura in Duisburg: „Ich begrüße jeden Versuch, der wirklich die Qualität für Kunden verlässlich testet.“ Allerdings gebe es mittlerweile so viele Internetverzeichnisse und Bewertungs-Institutionen, dass die Übersicht verloren gehe: „Es ist ein wahres Durcheinander. Ich wünsche mir eine Art Stiftung Warentest für Heime.“

Ob das Heimverzeichnis diese Funktion einmal übernehmen kann, könne sie schlichtweg nicht beurteilen: „Wir wussten bisher nichts von diesem Projekt.“ So erkläre sich auch, weshalb noch keines der sieben Duisburger AWO-Häuser Eingang in die Datenbank gefunden hat: „Wir sind nie angefragt worden und hatten daher nicht die Chance, uns zu positionieren.“

Und so ergeht es wohl vielen Trägern. Das zumindest vermutet Wilma Katzinski mit Blick auf die geringe Anzahl der Duisburger Einträge. Ob sich die AWO nun um ein Gutachten bemüht, könne sie ohne genaue Kenntnis der Bewertungskriterien noch nicht sagen. „Aber wir würden der Prüfung ganz gelassen entgegen sehen“, sagt sie: „Wir hätten den grünen Haken sicher.“