Duisburg. .

Mit Francis Poulencs „Gespräche der Karmelitinnen“ erlebte das Duisburger Stadttheater eine gelungene Saisoneröffnung der Deutschen Oper am Rhein.

Mit seinen Melodien, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzen, und sich klanglich an Vorbildern wie Debussy oder Mussorgskij orientieren, umreißt Poulenc die Situationen und Stimmungen klar und plastisch. Der literarischen Vorlage von Gertrud von Le Forts „Die Letzte am Schafott“ folgend wird die ­Geschichte einer Gruppe von Nonnen erzählt, die in die ­Wirren der Französischen Revolution geraten und ­schließlich für ihren Glauben unter dem Fallbeil sterben. Zentrale ­Figur ist die junge Adelige Blanche de la Force, die das Kloster als ­Zufluchtsort vor ihren Ängsten sieht, dort aber erkennen muss, dass es kein Entkommen vor Angst und Tod geben kann.

Mit einer stimmlichen Makellosigkeit, welche ihre Rolle zur sängerischen Selbstverständlichkeit werden lässt, interpretiert Silvia Hamvasi die Blanche. Dabei stattet sie die Figur mit einer darstellerischen Vornehmheit aus, welche ihre Ängstlichkeit manchmal zu kurz kommen lässt. Nur zwei Auftritte hat Susan MacLean als alte Priorin zu bewältigen. In ihrer großen Todesszene strahlt sie mit ihrem energischen Mezzosopran große Autorität aus und ­hinterlässt solch einen Eindruck, dass sie beim Schlussbeifall regelrecht gefeiert wurde.

Als schwatzhaft-fröhliche Schwester Konstanze macht Iulia Elena Surdu mit ihrem leichten Sopran nachhaltig auf sich aufmerksam. Starke Rollenporträts bieten Jeanne Piland als Mère Marie und Helen Lyons als Madame Lidoine.

Als Blanches Vater gefällt James Bobby mit seinem wohlklingenden Bariton, die Autorität des Alters fehlt ihm aber noch. Corby Welch zeigt als Chevalier, welch schönen lyrischen Tenor er besitzt, den er hier genauso wohlklingend zum Einsatz bringt wie in seinen Mozartpartien.

Rheinopern-Generalmusikdirektor Axel Kober präsentiert am Pult der Düsseldorfer Symphoniker einen rhythmisch geschärften Blick auf Poulencs Musik. In den vielen dialogischen Szenen ist die Balance zwischen Bühne und Graben genau abgestimmt, so dass man sich nicht nur an der Intelligenz der Texte erfreut, die man als Übertitel mitlesen kann, sondern gleichzeitig die elegante Schönheit der Musik genießt. Wo nötig spart Kober auch nicht mit den großen orchestralen Gefühlen.

Bühnenbildner Johannes Leiacker hat mit einer rechteckigen weißen Spielfläche vor einer weißen Rückwand ein Szenario entworfen, das mit wenigen Requisiten auskommt. Die ausgefeilte Regie von Guy Joosten kann sich hier bestens entfalten und ermöglicht dem Zuschauer einen genauen Blick auf die Sorgen und Ängste der Figuren.

In der Verbildung von Bild, Bewegung und Musik gelingen immer wieder berührende Momente, wobei die Schlussszene mit der Hinrichtung der Nonnen besonders unter die Haut geht.