Duisburg. .

Nach zehn Jahren steckt „doxs!“ nicht mehr in den Kinderschuhen. Für Filmwochen-Leiter Werner Ruzicka macht das Kinder- und Jugenddokumentarfilm-Festival Duisburg zum zentralen Dokumentarfilm-Domizil nicht nur in NRW sondern bundesweit.

Zum Geburtstag stiftet die Bundeszentrale für politische Bildung den Filmpreis „Große Klappe“. Er ist mit 3500 Euro dotiert, dazu kommt der Ankauf der Rechte für die Bildungsarbeit etwa in Schulen. Die Jury besteht aus acht Schülern aus Bochum und Duisburg, die sich bereits auf ihre Aufgabe vorbereiten, den Preisträger aus 20 Filmen auszuwählen, die vom 7. bis 13. November im Filmforum am Dellplatz gezeigt werden.

300 Filme aus Europa wurden im Vorfeld gesichtet, berichtet „doxs!“-Leiterin Gudrun Sommer. Die Auswahl mache deutlich, wie komplex Wirklichkeit in den unterschiedlichsten Medien abgebildet wird. „Für uns als Festival ein Signal dafür, dass aktuelle Filmkultur unbedingt mit Filmbildung verbunden werden muss.“

Wie groß die Unterschiede zwischen den Filmen sind, wurde gestern bei einer kurzen Vorschau deutlich. So schaut die 18-jährige Anja Khersonska aus Düsseldorf zurück auf die Loveparade-Katastrophe. In ihrem Film „Deathparade“ begleitet sie eine Freundin, die im Tunnel eingequetscht wurde und Todesangst hatte, auf ihrem Weg zurück an diese Stelle; sie dokumentiert mit der Videokamera den Versuch, das schreckliche Geschehen zu verarbeiten.

Unter den neun Filmen für Sechs- bis Zehnjährige ist „Ta Paidia den Paizei/The Game Must Go On“ aus Griechenland. Er schildert in 80 Minuten, wie Kinder in einer mittelgroßen Stadt versuchen, einen Bolzplatz zu bekommen. In ihrer Straße werden sie beschimpft, wenn sie Fußball spielen, in der Nähe aber gibt es ein Grundstück, das sich dafür eignen würde. Wie diese Kinder immer wieder versuchen, den Bürgermeister zu sprechen, der aber nie da ist, sagt für Ruzicka viel über die Probleme Griechenlands aus.

Ebenfalls mit Witz arbeitet der dreiminütige WDR-Beitrag „Zukunft“ aus der „Sendung mit der Maus“, bei dem fünf Kinder ihre Vorstellungen von der Welt von Morgen erzählen; umgesetzt werden diese Fantasien in komisch-nachdenklichen Animationen.

Um starke Persönlichkeiten geht es in den Filmen „Aleyna – Little Miss Neukölln“ (ZDF), in dem ein übergewichtiges elfjähriges Mädchen trotz Hänseleien ihren ersten Auftritt als Tänzerin genießt, oder in dem niederländischen Film „Flying Anne“, in dem gezeigt wird, wie ein am Tourette-Syndrom erkrankte Jugendliche ihre Erkrankung meistert.

In „Playground“ geht es um junge Migranten aus aller Welt, die in Finnland leben und sich trotz ganz unterschiedlicher kultureller und religiöser Hintergründe anfreunden. Bei keinem Film ist der pädagogische Zeigefinger erhoben, und jeder Film hat seine eigene Kunstsprache.

Alle Filme werden nach der Vorführung mit dem jungen Publikum diskutiert. Individuelle Termine für Schulklassen sind möglich. Der Eintritt ist frei. Lehrer können für ihre Klassen ab sofort Plätze reservieren bei Stefan Schröer unter Tel 0203/283 4164, schroeer@duisburger-filmwoche de. Info: www.do-xs.de.