Duisburg. .
Während die Oper in Düsseldorf wegen der Arbeiten im Orchestergraben pausiert und spät in die Saison startet, geht es in Duisburg mit den Premieren Schlag auf Schlag. Am Freitag, 30. September, wird die Saison mit „Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc eröffnet, am 15. Oktober folgt Bizets „Carmen“, am 29. Oktober der Ballettabend „b.10“ von Martin Schläpfer.
Kein leichter Stoff zum Auftakt, geht es in den „Karmelitinnen“ doch um Lebens- und Todesangst. Die junge Adelige Blanche flieht vor ihrer Angst, die sie ihr Leben lang begleitet hat, gegen den Willen ihres Vaters in ein Kloster. Im Gespräch mit ihren Mitschwestern erlebt sie jedoch, dass sie ihre Angst nicht überwinden kann. Und die Französische Revolution tobt: Weil sich die Karmelitinnen dem Verbot, ihre Ordensregeln auszuüben und die Messe zu feiern, widersetzen, werden sie zum Tod unter der Guillotine verurteilt. Sie gehen in den Märtyrertod – Blanche folgt ihren Schwestern aufs Schafott.
Eine Oper nach einem wahren Ereignis, das Georges Bernanos in seinem Roman „Die begnadete Angst“ verarbeitete. Eine Oper für zwei große Frauenstimmen. „Die erste Szene, die Poulenc nach der Lektüre von Bernanos einfiel, war die mit Blanche und der Priorin“, sagt Dramaturg Bernhard Loges. Sowohl Sopranistin Sylvia Hamvasi als Blanche, die in den vergangenen Jahren an der Rheinoper vor allem Mozartpartien gesungen hat, als auch Mezzosopranistin Susan Maclean als Priorin, die unter anderem in Bayreuth die Kundry gesungen hat, geben in Duisburg ihre Rollendebüts. In der intensiven Szene des Gesprächs werde deutlich, dass beide Angst haben – auch die Priorin, deren Glaube sie davon nicht befreit hat. „Blanche erlebt das Sterben der Priorin als schmerzhaften Tod“, so Sylvia Hamvasi. Sie gehe diese Rolle der glaubensstarken Blanche „vorsichtig und mit Respekt“ an. „Die Priorin erkennt in Blanche ihre eigene Jugend, ist wütend und aufgebracht in ihrer Angst vor dem Sterben“, so Susan Maclean.
Guy Joosten verzichtet in seiner Inszenierung auf platte Aktualisierung. Auf „die Aktualität jenseits des Klerikalen“ habe er gezielt. Vor allem mit der Philosophie Edith Steins habe man sich beschäftigt, die als Karmelitin in Auschwitz ermordet wurde, so Loges. Joosten beschränkt sich ganz auf die Figuren und Symbole wie das Kreuz (Ausstattung: Johannes Leiacker).
Eine der stärksten Szenen der Operngeschichte ist, wenn die 16 Karmelitinnen zum Choral „Salve regina“ und den Schlägen der Guillotine in den Tod gehen. Weil die Duisburger Philharmoniker sich nach ihrem Triennale-Einsatz jetzt auf „Carmen“ vorbereiten, spielen die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von GMD Axel Kober.
Obwohl die Oper schwere Kost ist und von einem Komponisten des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde (Uraufführung 1957 in Mailand), war sie in Düsseldorf gut besucht und erntete Lob sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern.
Aufführungen sind in Duisburg nach der Premiere auch am 2. Oktober um 15 Uhr, am 8. Oktober um 19.30 Uhr, am 16. Oktober um 18.30 Uhr und am 22. Oktober um 19.30 Uhr. Karten und Informationen unter Tel. 0203/30 09 100.