Duisburg..
Wenn sie nachforschen, Akten durchwühlen und ganze Gesellschaften durchleuchten, schlottern manchen die Knie: Das Rechnungsprüfungsamt, sonst wohl eher eine der unscheinbarsten Abteilungen der Stadt, hat durch seine Arbeit zuletzt für mächtig Wirbel gesorgt.
Der Schlamassel um die Zukunft des Theaters am Marientor, die Kreditkarten-Affäre der Leiterin des Zentraleinkaufs oder das Gebag-Debakel mit der Küppersmühle sind drei Fälle, bei denen die Rechnungsprüfer Licht ins Dunkel brachten. Doch was ist eigentlich das Rechnungsprüfungsamt, das intern als „RPA“ gekürzelt wird? Wie arbeiten die Prüfer und wo entstehen die vertraulichen Berichte, die oft eine gewaltige Welle der Entrüstung nach sich ziehen, sobald die Erkenntnisse an die Öffentlichkeit sickern?
Man kann das Amt auch als Innenrevision bezeichnen
Ein Interview? Um Himmels Willen! Die Anfrage ist bei der Stadt schnell abgebügelt. Die Führung des Amtes hat derzeit ohnehin schon mehr Öffentlichkeit als es ihr offenbar lieb ist. Und innerhalb des Rathauses gilt die Leiterin Monika Kluge generell nicht als jemand, der sich in den Vordergrund drängelt. Sie führt das Amt seit zwei Jahren und bringt jede Menge Erfahrung mit: 1976 hat sie bei der Stadt Duisburg angefangen, war lange in der Organisation und in der IT-Entwicklung tätig, wechselte als Verantwortliche für Personal und Finanzen in den Kulturbereich und später als Bereichsleiterin zum Immobilien-Management. Die RPA-Chefin ist Diplom-Verwaltungswirtin und Programmiererin. Sie legt Wert auf Teamarbeit und setzt auf flache Hierarchien, heißt es aus ihrem Umfeld.
Das Rechnungsprüfungsamt lässt sich genauso gut als Innenrevision bezeichnen. Zu den 30 Mitarbeitern gehören Bauingenieure, Architekten, Mathematiker, Bilanzbuchhalter, Betriebswirte und Verwaltungsfachleute. Die Prüfer werden vom Rat bestellt, so regelt es die Gemeindeordnung. Denn anders als die restliche Verwaltung ist das Amt fachlich nicht dem Oberbürgermeister, sondern unmittelbar dem Rat unterstellt. Der Chefsessel im Prüfungsamt ist zudem noch an besondere Voraussetzungen geknüpft: Dort darf niemand sitzen, der Angehöriger des Bürgermeisters, des Kämmerers oder eines für die Zahlungsabwicklung zuständigen Mitarbeiters ist.
Die Prüfer können auch Gutachter hinzuziehen
Aufträge darf nur der Rat, der Rechnungsprüfungsausschuss und der Oberbürgermeister erteilen, den Inhalt und Umfang ihrer Recherche legen die Prüfer selbst fest. Sie können auch Gutachter hinzuziehen, wie bei der Küppersmühle, wo jetzt ein Stahlbau-Experte prüft, wie der Kubus zum Schrottskelett werden konnte.
Was die Prüfer ans Licht bringen, wird später im Rechnungsprüfungsausschuss beraten, in der Regel hinter verschlossenen Türen. Daher sind die brisanten Berichte meist vertraulich, sofern es nicht um die schnöde Korrektheit von Jahresabschlüssen geht. Zudem wirken Monika Kluge und ihre Prüfer auch bei der Korruptionsbekämpfung mit, das RPA schaltet sich bei Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung ein.
Selbst der Sitz der Innenrevision hat Symbolwert und scheint bewusst gewählt. Das RPA belegt die siebte Etage des Hoist-Hochhauses, gegenüber vom Hauptbahnhof, in dem auch andere Ämter wie die Stadtplanung oder das Umweltamt untergebracht sind: Zwar abseits des Rathauses, aber eben doch inmitten der Stadtverwaltung.