Duisburg..

Die Ausbreitung des multiresistenten MRSA-Erregers soll gestoppt werden. Die WAZ hat sich im Hamborner St. Johannes-Hospital mit Hygieneexperten auf eine Kontrollrunde begeben.

Der MRSA-Erreger ist einer jener multiresistenten Krankenhaus-Keime, gegen die kaum noch ein Antibiotikum wirkt. Im schlimmsten Fall kann das für Patienten lebensbedrohliche Folgen haben. Das beste Mittel im Kampf gegen die Ausbreitung des Bakteriums ist nicht nur die systematische Kontrolle der eingelieferten Patienten, sondern auch die strenge Einhaltung aller Hygiene-Vorschriften durchs Personal. Die WAZ hat sich im Hamborner St. Johannes-Hospital mit Hygieneexperten auf eine Kontrollrunde begeben.

Schon wenige Schritte hinter der Haupteingangs-Pforte hängt an einer Wand der erste Spender. Dieser enthält ein Desinfektionsmittel, das in einem sanften Blauton durch den Bauch der Plastikflasche schimmert. Wer an dem Hebel zieht, dem läuft eine Portion über die auffangbereite Handfläche. Darunter fängt eine Schale überlaufende Tropfen auf. Hier kann, nein, hier soll sich jeder bedienen. Wirklich jeder: Personal, Patienten, Besucher. Beim Hinein- und beim Hinausgehen. Das erfordert zwar ein hohes Maß an Selbstdisziplin, ist aber ein unverzichtbarer Bestandteil im Hygienekonzept. Hunderte dieser Spender sind im Haus verteilt. Wessen Blick einmal dafür sensibilisiert ist, der sieht sie plötzlich überall.

Vor einem Isolierzimmer: Hygienefachkraft Joachim Höfner (l.) und der Ärztliche Direktor des KKD, Dr. Eckhard Klenk.
Vor einem Isolierzimmer: Hygienefachkraft Joachim Höfner (l.) und der Ärztliche Direktor des KKD, Dr. Eckhard Klenk. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Treffpunkt Ambulanz. Hier wartet Dr. Eckhard Klenk, der Ärztliche Direktor und Leiter des Hygieneabteilung im vier Krankenhäuser umfassenden Katholischen Klinikum Duisburg (KKD). Neben ihm steht Joachim Höfner, eine von drei Hygienefachkräften im KKD. 30 000 Patienten wurden im Jahr 2010 in den vier KKD-Häusern stationär behandelt. Bei 450 von ihnen (entspricht 1,5%) wurde der MRSA-Erreger identifiziert. Bundesweit liegt dieser Wert bei 2%. „Über 400 unserer Keimträger haben ihn aber von außerhalb mitgebracht“, so Dr. Klenk.

Um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können, bedarf es zunächst der verlässlichen Identifizierung. Deswegen wird im KKD jeder Patient, der eine Risikogruppe angehört, auf diesen Erreger getestet. Zu Riskiogruppen gehören: Patienten mit chronisch offenen Wunden, Frischoperierte, Altenheimbewohner, Diabetiker, Dialyse-Patienten, Mitarbeiter aus der Schweine- und Geflügelzucht.

In der Ambulanz demonstriert Krankenschwester Brigitte Rusek, wie der Test abläuft. Mit einem Plastikstäbchen nimmt sie bei Patienten einen Abstrich aus dem Nasen- und Rachenraum. Dort setzen sich die Keime bevorzugt fest. Kurze Zeit später steht dann mit sehr hoher Zuverlässigkeit fest: MRSA – ja oder nein.

Er hat sich in einer zweijährigen Fortbildung zur Hygienefachkraft ausbilden lassen. Mit seinen beiden Kollegen ist er neben Verwaltungsaufgaben vor allem für die Schulung der Mitarbeiter verantwortlich. Pro Jahr gibt es 100 Kurse (jeweils drei bis fünf Stunden), die sowohl für neues Personal als auch für Altgediente verpflichtend sind.

Höfner geht jeden Tag auch auf Kontrollrunde. Er spricht das Personal an, wenn er sieht, dass die Desinfektion vergessen wurde. „Vorschriften sind das eine, deren Einhaltung das andere“, so Dr. Klenk. Daher sei es das Wichtigste, ein Bewusstsein für diese Problematik bei allen Beteiligten zu schaffen. „Zwar ist MRSA auch dann nicht besiegbar“, so Dr. Klenk, „aber zumindest wäre es beherrschbar.“