Duisburg. .
Mehr als daumendick ist die grüne Akte, „E-Mail Bahn“ steht drauf. Drin ist allerlei Korrespondenz von Irma Achterath mit der Deutschen Bahn. Es geht dabei um Lärm.
Ohrenbetäubenden Lärm, den die Züge verursachen, die nur wenige Meter am Haus der 57-Jährigen vorbeidonnern. „Seit diverser Logport-Ansiedlungen ist es schlimmer geworden“, sagt sie.
Seit dem Jahr 2000 wohnt Irma Achterrath mit ihrem Ehemann hier, man habe gewusst, worauf man sich mit der Adresse „Mauerstraße“ in Trompet eingelassen habe. Der Bau liegt nun mal direkt an der Bahnlinie Duisburg-Moers. „Das Haus ist Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden, wir finden es toll und so viele Züge waren es vor zehn Jahren nicht, die hier vorbeifuhren.“ Inzwischen kommt ihr Enkel mit dem Zählen der Waggons der Güterzüge kam noch nach, bei jedem der vorbeirauschenden Züge wackelt im Schrank das Geschirr.
Was tun?
Was tun? Getan hat Irma Achterrath viel. Sie schrieb E-Mails, sprach mit Bahn-Mitarbeitern in verschiedenen Städten und Abteilungen und sammelte in der Nachbarschaft Unterschriften. Mit mäßigem Erfolg. In Sachen Prüfung, ob vor dem Haus eine Lärmschutzwand installiert werden kann und muss, war bisher niemand vor Ort. Immerhin: Die markerschütternd quietschende Weiche ist inzwischen repariert worden. Quietscht sie wieder, komme auch schnell jemand raus und beseitige das Problem.
100 Millionen Euro investiert die Bahn pro Jahr in den Lärmschutz. Bisher stehen deutschlandweit Lärmschutzeinrichtungen auf 3400 Kilometern Strecke in 1375 Städten. Starke Zahlen, die, nehmen wir es vorweg, Frau Achterath nur wenig helfen.
Je mehr Betroffene, desto eher kommt eine Wand
Vor dem Bau einer vor dem Lärm schützenden drei oder vier Meter hohen Wand prüft die Bahn die Dringlichkeit der Maßnahme. Das heißt unter anderem: Je mehr Betroffene, um so eher gibt’s eine Wand oder Zuschüsse beim Einbau von Lärmschutzfenstern (passiver Lärmschutz). Der Streckenabschnitt 2330 und 2340 – hier steht das Achterath’sche Haus – ist im Lärmsanierungsprogramm enthalten. „Allerdings mit einer relativ niedrigen Priorisierungsziffer“, sagt Bahnsprecher Udo Kampschulte. Eine Lärmsanierung könne nach heutigem Stand der Planung erst in zehn bis 15 Jahren erfolgen.
Laut Eisenbahnbundesamt müssen Lärmschutzwälle wirtschaftlich sein, das heißt, je mehr Häuser und damit Menschen durch den Wall geschützt werden, umso eher wird gebaut. Stünde an der Mauerstraße also ein Hochhaus, käme auch schneller eine Lärmschutzwand.
Den Anwohnern bleibt das Warten. Was sie tun könnten, ist, bereits vor der Prüfung durch die Bahn Lärmschutzfenster einzubauen. Stellt die Bahn bei der Prüfung dann fest, dass die dicken Scheiben nötig waren, erstattet sie 70 Prozent der Kosten. Wer kann die Lautstärke an der Mauerstraße prüfen, um dann erstattungsfähige Fenster zu empfehlen? „Wir haben dafür nicht das Personal“, sagt Kampschulte. Sein Tipp: „Fragen Sie einen Fensterbauer.“