Duisburg. .

Hinter dieser geöffneten Pforte ging es für die WAZ-Leser in eine andere Welt: Der Besuch im „inHaus“ des Fraunhofer-Instituts war eine Reise in die Zukunft, wie sie sich die Forscher am Rande des Universitätsgeländes in 20 oder 30 Jahren vorstellen.

Versprochen, niemand drückt hier irgendwelche Knöpfe. Darum bittet die hilfswissenschaftliche Mitarbeiterin Kerstin Brokerhoff die 20 Besucher vor Beginn der Führung eindringlich. Die sensible Technik in der „Innovationswerkstatt“, wie das Fraunhofer-Institut sein „inHaus“-Zentrum nennt, ist oft sehr empfindlich und steckt zum Teil noch in den Kinderschuhen. Aber in einigen Jahren sollen die Menschen täglich damit zu tun haben – so wünschen es sich jedenfalls die Wissenschaftler.

Na dann, gute Nacht: So stellt man sich im „inHaus“ die Hotelzimmer der Zukunft vor. Tanja Pickartz / WAZ FotoPool
Na dann, gute Nacht: So stellt man sich im „inHaus“ die Hotelzimmer der Zukunft vor. Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Zum Beispiel auf Reisen. Die erste Station auf der Führung ist das „Hotel der Zukunft“. Hier haben die Fraunhofer-Mitarbeiter ihre Vorstellung von einem Zimmer umgesetzt, das die Gäste an allen Ecken und Enden umsorgt. Bevor Kerstin Brokerhoff auf die vielen Knöpfchen drückt, sieht es tatsächlich aus wie die sterile Kulisse für einen Weltraum-Science-Fiction-Film. Schneeweiß strahlt es den Besuchern entgegen.

Das Bett schaukelt sanft

Dann wird auf der kleinen Konsole getippt und schon simulieren Tausende von LED-Lämpchen in der Decke einen Sonnenuntergang. Wer den lieber in der realen Version sehen möchte, drückt einen anderen Knopf, schon wird die riesige Milchglasscheibe auf der einen Seite des Zimmers durchsichtig. Das Bett schaukelt sanft von links nach rechts, dazu ein Gläschen Wein? Das wird über den Fernseher bestellt und irgendwo im Hotel macht sich ein Roboter auf den Weg.

Im „inHaus“ müssen die Gäste zur nächsten Station noch selbst laufen. Wie langweilig. Vom Hotel geht es weiter in ein intelligentes Badezimmer, wie es bald in Pflegeabteilungen integriert sein könnte. Spieglein, Spieglein an der Wand, du bist der wahrscheinlich teuerste im ganzen Land.

20.000 Stunden Entwicklungsarbeit

Denn im unspektakulären Einrichtungsgegenstand stecken rund 20.000 Stunden Entwicklungs- und Forschungsarbeit, sogar Informatiker waren an der Entstehung beteiligt. Ergebnis: Dieser Spiegel soll den Alltag von Menschen mit Demenz erleichtern. Grafiken leuchten auf, erinnern ans Händewaschen, Zähneputzen, Medikamenteneinnahme und Dosierung. Dazu leuchten die Ablageflächen der Zahnbürsten auf, der Schrank mit Tabletten öffnet sich automatisch. Völlig selbstverständlich wirkt da, dass man mit diesem Spiegel auch im Internet surfen kann.

Auch der nächste Raum scheint im Vergleich zu diesem Hightech-Gerät eher zeitgenössisch: Temperatur, Licht und Jalousien werden über einen Tablett-Computer gesteuert, auch das Bett lässt sich so verstellen. Und wer in diesem Bett übernachtet, kann sich am nächsten Morgen Graphen mit Puls- und Blutdruckwerten anzeigen lassen.

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Nie wieder geöffnete Fenster vergessen

Am Ende der Führung werfen die Besucher noch einen Blick ins „inHaus 1“, wo viele Entwicklungen der letzten Jahre bereits verbaut sind. Würde hier jemand leben, hätte er eine Bewohnerkarte in der Tasche. Kommt er müde von der Arbeit, legt er diese auf einen Sensor und Temperatur, Licht und vieles mehr stellen sich nach seinen Vorlieben ein. Und wer aus der Tür geht, wird über einen kleinen Bildschirm an offene Fenster erinnert. Die könne man dann sicher auch mal elektrisch schließen lassen, erklärt Kerstin Brokerhoff. Aber ein bisschen was sollen die Bewohner doch auch noch von Hand erledigen. So wird einem wenigstens nicht langweilig.