Duisburg. Sie kam, um Briefmarken zu kaufen und ging mit einem Auftrag zum Stromanbieterwechsel. Berater am Schalter hätten sie „überrumpelt“, sagt eine Duisburger Postbank-Kundin. Die Bank verteidigt die Akquise als „normale Kundenansprache“.

Eigentlich wollte Edelgard Goergen nur Briefmarken im Postbankcenter am Sonnenwall kaufen. Nach Hause ging sie mit einem Auftrag zum Stromkundenwechsel von den Stadtwerken zu Yellowstrom. Und fühlte sich am Nachhinein ziemlich „überrumpelt“.

Unterschrift als letzter Ausweg

Als „ganz normale Kundenansprache“ bezeichnet Postbank-Pressesprecher Ralf Palm das Angebot der Postbank. Seit langem schon biete sie für Partnerunternehmen an ihren Schaltern Zusatzleistungen: Telefonverträge, Girokonten, auch den Wechsel des Stromversorgers. Yellowstrom und Lichtblicke sind derzeit die Partner. Bei einer Million täglicher Kunden in den Filialen ein interessanter Markt für beide Partner. Klagen, so Palm, seien ihm nicht bekannt. Zumal: Die Kunden unterschrieben keinen Vertrag, sondern nur einen „Auftrag“.

Bei der 67-jährigen Wanheimerorterin kam die Sache anders an. Sie fühlte sich von den Stromtarif-Lockrufen am Schalter („Darf ich Ihnen etwas Gutes tun?“) geradezu bedrängt, glaubte den Versicherungen, dass sich der Wechsel lohnt. „Ich war ganz durcheinander. Ich habe unterschrieben, um nur raus zu kommen“. Eher ungewöhnlich dies: Die Beraterin soll kurzerhand eine andere Kontonummer als die von Goergen eingetragen haben.

"Nie spontan entscheiden"

Zuhause stellte die Seniorin dann fest, dass sich der Stromwechsel für sie gar nicht lohnt und schickte direkt einen Widerruf per Einschreiben an Yellowstrom. Was sie laut Postbank-Sprecher Palm gar nicht gebraucht hätte, weil es ja nur ein Auftrag gewesen sei und sich der Stromanbieter noch gemeldet hätte. „Warum dann Unterschrift und Kontonummer?“, fragt Edelgard Goergen.

Marina Steiner von der Duisburger Verbraucherberatung zückt den Dauerrat: „Der Verbraucher muss sich wappnen.“ Man sollte solche Dinge nie spontan, auf der Straße, an der Haustür entscheiden. Und eben auch nicht in Postbankfilialen. „Da werden die Kunden nur überrascht.“ Ob solche Schalter-Anbahnungen „so glücklich“ sind, gibt sie zu bedenken. Der Vertrauensvorschuss der „guten alten Post“ sei weg: „Alle wollen schließlich Geld verdienen.“