Duisburg. .
Die große Oper wurde Thomas Richter nicht in die Wiege gelegt. Die Musik schon, denn sein Vater Ludwig Richter leitete von 1956 bis 1992 die Chorgemeinschaft der Hamborner Friedenskirche.
Thomas Richter zog es indes zum Theater, seit 2008 ist er stellvertretender Chordirektor der Deutschen Oper Berlin.
In der Familie Richter wurde natürlich viel musiziert, aber die erste musikalische Liebe war die Orgel: „Bei einem Orgelkonzert, das ich als Zehnjähriger in der Friedenskirche gehört habe, hat mich die Begeisterung für dieses Instrument gepackt.“
Bereits als 13-Jähriger spielte Richter als Aushilfsorganist in Walsum-Aldenrade, und mit 15 Jahren besuchte er den C-Kurs für Organisten: „Ich war damals ganz auf die Orgel fixiert, selbst zum Gesang hatte ich keinen großen Bezug.“ Aufgrund der Erkrankung seines Vaters übernahm Thomas Richter aber zeitweilig die Chorproben in Hamborn und leitete Anfang der 90er Jahre Aufführungen von Beethovens C-Dur-Messe und Haydns „Schöpfung“.
Inzwischen hatte Thomas Richter ein Kirchenmusikstudium an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule begonnen, und dort entdeckte er auch die Liebe zur Oper: „Mein Lehrer im Partiturspiel Helfried Viertel lud mich in die Generalprobe zu Wagners ,Walküre’ ein, und ich war erst sehr skeptisch, ob ich das sehen wollte. Doch Rheinopern-GMD Hans Wallat war ein echtes Dirigiererlebnis. – Das sage ich selbst heute noch, nach all den großen Dirigenten, die ich an der Deutschen Oper Berlin erleben konnte.“
Über die geplanten Einsparungen der Stadt Duisburg bei der Rheinoper und die Diskussion über ein Ausscheiden Duisburgs aus der Theatergemeinschaft zeigt sich Thomas Richter deshalb sehr erschrocken: „Wenn es so kommen sollte, wäre Duisburg das Rückgrat der musikalischen Kultur genommen, das darf nicht sein!“
Nach Abschluss seines Kirchenmusikexamens war Thomas Richter vom Opernvirus infiziert und begann an der damaligen Berliner Hochschule der Künste ein Kapellmeisterstudium. Mit dem Diplom in der Tasche wurde er 1996 direkt an die Deutsche Oper Berlin als Korrepetitor des Chores engagiert.
Der Chor der Deutschen Oper Berlin gilt als eines der besten Ensembles Deutschlands. Gleich dreimal, nämlich 2008, 2009, und 2010, wurde er von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Chor des Jahres gewählt. Die 86 Damen und Herren des Chores, der von William Spaulding und Thomas Richter geleitet wird, haben ein immenses Repertoire zu bewältigen: So standen in der vergangenen Spielzeit 27 Choropern auf dem Spielplan.
Mittlerweile fühlt sich Richter ganz heimisch in Berlin, lebt mit seiner Frau, einer Lehrerin, und den zwei Töchtern in Moabit und fährt jeden Tag mit dem Rad zum Opernhaus in Charlottenburg. In seiner Freizeit unternimmt er Radtouren durch Brandenburg, liest gerne Fontane oder spielt auf dem Klavier Werke von Johann Sebastian Bach: „Es muss nicht immer Oper sein.“
Wenn sich Thomas Richter an Duisburg erinnert, fällt ihm hauptsächlich Musik ein: Das Duisburger Orchester, damals noch Symphoniker genannt, und die beiden GMDs Miltiadis Caridis und Alexander Lazarew nennt Richter spontan. Und natürlich die Orgel der Friedenskirche: „Das war mein Instrument!“