Duisburg..

„Den Duft des Theaters erschnuppern und zwar auf Wegen, die nur besondere Leute gehen dürfen“, verspricht Theaterleiterin Ute Saalmann den 20 Besuchern im Foyer des Hauses. Im Rahmen der Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“ können sie sich heute auf einen besonderen Einblick hinter die Kulissen des Theaters am Opernplatz freuen.

Saalmann ist stolz auf Duisburgs große Bühne, wo in der zehnmonatigen Spielzeit insgesamt 260 verschiedene Ballet-, Opern- und Schauspielaufführungen sowie Konzerte auf die Bühne gebracht werden. Jetzt, in der Spielpause, geht es ruhiger zu, aber es ist keineswegs ausgestorben: Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten der Bühnentechnik laufen auf Hochtouren, damit das Theater im September wieder seine volle Illusionskraft entfalten kann.

„Man geht Wege, die man gar nicht kennt“

Den riesigen Apparat, der diese Illusionen aus Licht und Bühnentechnik erzeugt, sollen die WAZ-Leser nun kennen lernen. Und so geht es Trepp’ auf, Trepp’ ab hinter, durch und über die Kulissen des Hauses. „Ich hoffe, sie erahnen, welches Leben hier herrscht, wenn Aufführungen stattfinden“, sagt Saalmann. Und tatsächlich: Steht man hoch oben, knapp 30 Meter über dem Bühnenboden lässt sich erkennen, welch Geschäftigkeit sich hier abspielt, wenn Schauspieler oder Opernkünstler mit Dutzenden von Scheinwerfern in das richtige Licht getaucht werden. Oder wenn die großen Kulissenvorhänge, die so genannten Prospekte, die Bühne dort unten erst in einen Zauberwald, dann in eine ganze Stadt verwandeln.

Und der Duft? „Hier riecht’s komisch“, bemerkt Fiona Heinke (7), als die Theaterleiterin die Gruppe durch die Choristengarderobe führt. Ist das verbliebener Angstschweiß vom letzten Auftritt? Oder die schwere Schminke? Aufgeklärt wird’s nicht. Weiter geht’s.

Hier riecht es nach Sägespänen und Holz. Hier, wo die Bühnenaufbauten eingelagert werden. Fiona findet all das spannend. Sie hat zwar schon ein Theaterstück besucht, aber wie für die meisten Besucher ist es ihr erster Blick hinter die Kulissen: „Man geht Wege, die man gar nicht kennt“, staunt auch ihre Mutter Martina Heinke.

„Die Bretter, die die Welt bedeuten“

Auch interessant

Wieder durch ein enges Treppenhaus, an verstauten Scheinwerfern vorbei, geht es dann auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“. Dies ist der Ort, um der jetzt verlassenen Bühne Leben einzuhauchen: „Wer zum Theater geht, der muss ein bisschen verrückt sein“, weiß Saalmann und erzählt von all den Verrücktheiten, die sie auf und hinter der Bühne erleben konnte.

Davon, wie einmal ein Vorhang abriss und in den Orchestergraben fiel, wie mitten im Stück Requisiten über die Bühne kullerten und die Schauspieler es geschickt in das Stück einarbeiteten und für diese Spontaneität riesigen Applaus ernteten, wie sich einmal eine Schauspielerin während der Vorstellung am Knöchel verletzte und auf einem Bürostuhl sitzend durchhielt. „Das ist alles live. Jede Vorstellung ein Unikat.“

Beifall der Teilnehmer

Die Gruppe tritt durch den eisernen Vorhang. Das ist eine große Feuerschutzwand, die den Bühnen- vom Zuschauerraum trennt. Von hier wirken die Ränge, wie eine Puppenstube: Ob der Riesigkeit des Bühnenraums im Rücken, ist schwer vorstellbar, dass dort 1118 Leute Platz finden.

Wieder beflügelt Saalmann die Phantasie: „Jetzt träumen Sie für einen Moment davon, sie erlebten den Applaus.“ Den abschließenden Beifall der Teilnehmer, mit dem sie sich bei der Theaterleiterin für die vielen neuen Eindrücke und Einblicke bedanken, hat sie sich redlich verdient.