Duisburg.. Der Chef der Duisburger Sparkasse, Hans-Werner Tomalak, spricht im NRZ-Interview über die Ursachen und Folgen der Talfahrt auf dem Aktienmarkt. Und er erklärt, warum die Entwicklung in erster Linie mit mangelndem Vertrauen in die Politik zu tun hat.

Herr Tomalak, kann ein Vorstandsvorsitzender eines großen Kreditinstituts bei einem seit Tagen anhaltenden Markteinbruch überhaupt noch ruhig schlafen?

Hans-Werner Tomalak: Wir haben bereits im Jahr 2008 bewiesen, dass die Sparkassen für Krisenzeiten sehr gut aufgestellt sind, insbesondere auch die Sparkasse Duisburg. Mit diesem Wissen bin ich auch in einer angespannten Lage nicht unruhig.

Der Aktienmarkt hat sich gestern erstmals leicht beruhigt. Ist das Schlimmste jetzt überstanden?

Tomalak: In den letzten Tagen kannten die Kapitalmärkte nur eine Bewegung: nach unten. Diese Entwicklung hat in erster Linie mit mangelndem Vertrauen in die Politik und die Schuldenstände der westlichen Industrienationen und demzufolge wenig mit der aktuellen realen Wirtschaft zu tun. Ich gehe davon aus, dass das vorläufige Ende dieser extremen Abwärtsbewegung nahe ist. Sobald die realen Daten wieder mehr Berücksichtigung finden, wird eine Aufwärtsbewegung einsetzen.

Gab es in den letzten Tagen deutlich mehr Anrufe von besorgten Kunden?

Tomalak: Von unseren Kunden ist nur eine kleine Anzahl im direkten Besitz von Aktien und Aktienfonds. Diese wissen über Chancen und Risiken gut Bescheid. Es gab nicht wesentlich mehr Anrufe als in der Vergangenheit. Das liegt sicher auch daran, dass nur die Wenigsten zu den Höchstkursen vor dem Crash gekauft haben. Nichts desto trotz nimmt die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung derzeit noch zu.

Was raten Sie Ihren Kleinanlegern, die in den letzten Tagen zusehen konnten, wie sich ein Teil ihres Geldes in Luft auflöst?

Tomalak: Eine Vielzahl von Kleinanlegern nutzt in unserem Hause diverse Sparprodukte und Tagesgeldkonten. Diese sind davon nicht betroffen. Weiterhin hat eine große Anzahl von Wertpapierkunden ihr Vermögen in Zinspapieren, Renten- und Immobilienfonds angelegt. Auch bei diesen Kunden fanden keine nennenswerten negativen Auswirkungen statt. Für die wenigen Betroffenen gilt: Einen pauschalen Ratschlag kann man nicht geben, vielmehr kommt es auf die jeweilige persönliche Situation des Kunden an.

In welchen Bereichen wirken sich solche Markteinbrüche auf das Privatkundengeschäft aus?

Tomalak: Dies wirkt sich in vielen Bereichen aus. Zu einer empfehlenswerten Vermögensstruktur gehören neben Zinspapieren - unter anderem auch aus Gründen des Inflationsschutzes - Aktien bzw. Aktienfonds und Immobilienanlagen. Bei Marktbewegungen wie in diesen Tagen wird das Vertrauen in die Kapitalmärkte gestört und es besteht die Gefahr, dass sinnvolle Alternativen bei der Geldanlage zukünftig außer Acht gelassen werden.

Die Kurse rutschen, während die deutsche Wirtschaft brummt. Wie passt das zusammen?

Tomalak: Teilweise entbehren die Kursbewegungen jeglicher Vernunft. Das größte Gut der Kapitalmärkte ist das Vertrauen der Teilnehmer. Dieses ist aktuell nicht vorhanden. Die Börsenkurse spiegeln daher mögliche Rezessionsszenarien wieder, das heißt weniger Aufträge, weniger Gewinn der Unternehmen.

Anleger verlieren zunehmend Vertrauen. Sind risikolose Anlagen wie Festgeldkonten in solchen Zeiten die einzig sinnvolle Alternative?

Tomalak: Seit der Finanzkrise 2008 waren unsere Kunden sehr sicherheitsorientiert. Daher wurden seitdem fast ausschließlich sichere Zins-Anlagen getätigt. Wir empfehlen eine Mischung aus verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Renten und Immobilien in verschiedenen Regionen sowie Rohstoffe. So ist man am Besten aufgestellt, da sich in der Regel nie alle Anlagen gleichzeitig positiv wie negativ entwickeln und damit eine gewisse Sicherheit gegeben ist.