Duisburg. .

Deutschland als Industriestandort ist spitze, steht aber vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die es in der nächsten Zeit zu meistern gilt. Dafür forderte Ex-Thyssen-Krupp-Chef Prof. Dr. Ekkehard Schulz beim Unternehmertag 2011 einen Schulterschluss von Unternehmern, Gewerkschaften und Politik.

Ein solcher habe sich bewährt in der Krise der Jahre 2008/2009, aus der Deutschland deshalb auch schneller als andere Länder gekommen sei. Die Umweltprämie für Neuwagen und die Verlängerung der Kurzarbeitszeit als Krisenabwehr-Instrumente hob Schulz besonders hervor.

Bewährt habe sich auch der mit 25 Prozent im Vergleich zu den USA oder Großbritannien hohe Anteil der Industrie an der Wertschöpfung in Deutschland. Bei den Lohnstückkosten sei man „einfach Spitze“, die „einmalige Stärke des Standorts Deutschlands“ ruhe auf den Säulen Großunternehmen, Mittelstand und Handwerk. Das alles gelte es zu sichern.

Effektiver mit begrenzten Ressourcen umgehen

Womit Schulz bei den Herausforderungen war: „Wir müssen effektiver mit begrenzten Ressourcen umgehen“, mahnte der Top-Manager. Deutschland verfüge über keine Rohstoffe, müsse daher besser werden im Umgang mit Energie, Wirkungsgrade von Kraftwerken erhöhen, beispielsweise durch noch bessere Stähle.

Augenmaß forderte er ein beim Klimaschutz. Die EU-Beschlüsse zur CO2-Minderung gefährdeten den Stahlstandort Deutschland, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen seien gefordert, auf die EU einzuwirken. Zumal die Ursache des Klimawandels keinesfalls feststehe: „Wir wissen es noch nicht.“

Auch angesichts der Preisexplosion bei wichtigen Rohstoffen ist für Schulz die Politik in der Pflicht, müssten G 8 oder G 20 die Frage auf ihre Tagesordnung nehmen. Der Erzpreis habe sich beispielsweise in den letzten Jahren versechsfacht. Für Rohstoffe und Energie müsse die Stahlindustrie heute 77 Prozent der Kosten aufbringen, fürs Personal nur noch 9 Prozent. Schulz: „Wir erwarten von der Politik eine Unterstützung.“

Ideenpark von Thyssen-Krupp

Ein akutes Problem für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist laut Schulz der Mangel an Ingenieuren. 70 000 fehlten schon jetzt, „und die Lücke wird jedes Jahr um 10 000 größer“. Kurzfristig könne es helfen, ausländische Studenten der technischen Disziplinen nach dem Studienabschluss länger in Deutschland zu halten. Langfristig müssten mehr junge Menschen intensiver für Technik begeistert werden. Der „Ideenpark“ von Thyssen-Krupp sei dafür entwickelt worden. Und nicht zuletzt müssten die Bürger in stärkerem Maße vom Nutzen der Industrie überzeugt werden.

Vorbehalte gebe es aber nach wie vor, etwa wenn es um Emissionen geht. „Wir sind in jedem Jahr besser geworden“, blickte Schulz auf die Umweltanstrengungen im eigenen Unternehmen zurück. Ein Drittel jeder neuen Investition fließe in den Umweltschutz – ein Aufwand, den die Konkurrenz in China nicht leisten müsse.

Neue Formen des Dialogs

Zu „neuen Formen des Dialogs“ mit Bürgern und Bürgerinitiativen hatte der Vorstandsvorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Michael J. Walter, bei der Eröffnung des Unternehmertages bereits aufgefordert. Das Fachwissen engagierter Bürger sei nicht zu unterschätzen.

Kritik übte Schulz an der deutschen Bürokratie. Auf die Genehmigung zur Modernisierung des neuen Hochofens in Hamborn habe man drei Jahre gewartet, auf die für das komplette Werk in Alabama (USA) nur sieben Monate.