Duisburg-Neudorf..

Der „Neue Berufskolleg Mitte“ naht mit Riesenschritten seiner Vollendung. Die Stadt hinkt bei ihren Umbaumaßnahmen im Umfeld hingegen meilenweit hinterher.

In rund zwei Monaten – genau: am 6. September – beginnt das neue Schuljahr 2011/12. An diesem Tag werden erstmals Schüler das „Neue Berufskolleg Mitte“ betreten, das seit der Grundsteinlegung im April 2010 auf einer ehemaligen Freifläche zwischen Pappen-, Bismarck- und Memelstraße in Neudorf entsteht. Während die Arbeiten an dem Gebäudekomplex laut Ingo Schulz, dem Gesamtprojektleiter des Bauunternehmens Goldbeck, bislang „voll nach Plan“ vorangehen, hinkt die Stadt mit ihren Aufgaben sichtbar hinterher.

Die Stadt muss sich etwa um den Carstanjens Garten kümmern. Diese Grünfläche erhält nach einem Entschluss der Bezirksvertretung Mitte eine neue Gestaltung. Dazu zählen etwa verkehrssichere und barrierefreie Wege, die es den erwarteten Massen an Schülern (bis zu 2600 pro Tag) ermöglichen, von der nahe gelegenen Straßenbahn-Haltestelle Lutherplatz schnell und direkt zum Schulgebäude zu gelangen. Dafür müssen sechs Bäume gefällt bzw. umgepflanzt werden. Gestern Mittag war von all diesen geplanten Baumaßnahmen noch nichts zu sehen – und das acht Wochen vor dem Schulbeginn.

Nicht besser sieht es in punkto Haltestelle Lutherplatz aus. Weil erwartet wird, dass ein Großteil der Berufsschüler aus Duisburg, dem westlichen Ruhrgebiet und vom Niederrhein mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Neudorf anreisen, reichen die bisherigen Fahrgastkapazitäten des Bahnsteigs an diesem Haltepunkt der Straßenbahnlinie 901 nicht aus. Die Stadt ist dafür verantwortlich.

Probleme an der Haltestelle Lutherplatz

Ein interfraktioneller Arbeitskreis der Bezirksvertretung befasst sich seit längerem mit dem Thema. Eine Verbreiterung des Bahnsteigs von derzeit 2,20 auf 3,50 m scheint die einzige Lösung, um dem morgendlichen Ansturm gerecht werden zu können. Dafür wäre aber eine Verengung der Mülheimer Straße nötig. Dies ist eine wichtige Ein- und Ausfallstraße von bzw. nach Mülheim und würde nach einem Umbau dort nur noch ein- statt bislang zweispurig verlaufen. Der Umbau ist eine komplexe Angelegenheit. Bislang hat sich dort getan: gar nichts!

Das gilt für den Gebäudekomplex glücklicherweise nicht. „Wir werden die Bauarbeiten termingerecht abschließen. Und wir werden das vereinbarte Budget nicht überschreiten“, hatte Gesamtprojektleiter bei der gestrigen WAZ-Stippvisite auf der Baustelle ausschließlich positive Nachrichten parat.

Drei Obergeschosse sind schon fertig

Das dritte, vierte und fünfte Obergeschoss beider Gebäudetrakte seien schon so weit fertig, dass sie an die städtische Tochter Immobilienmanagement Duisburg (IMD) übergeben werden konnten, erklärte der 47-jährige Schulz. Hier soll bereits in der kommenden Woche in den ersten von insgesamt 1074 Räumen die Einrichtung erfolgen. Auch drei von sieben Treppenhäusern sind samt Fliesenboden, Lampen und Rauchmeldern bereits komplett fertig. Im Endspurt folgen nun noch die verbleibenden Geschosse samt Tiefgarage und Sporthalle sowie das Dach, die Fassade und die Außenanlagen.

Rund 350 Arbeiter schuften laut Schulz derzeit auf der Baustelle – darunter Dachdecker, Lüftungsbauer, Maler sowie Fliesen- und Bodenleger. Die nördliche Zufahrt zur Tiefgarage (Kapazität: 450 Stellplätze) ist fertig, die südliche folgt kommende Woche. Auch die Feinjustierung der Klimaanlage erfolgt bereits. Diese stellt sicher, dass in jedem der Räume nach individuellen Bedürfnissen geheizt wird.